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Auf dem G8-Gipfel auf Hokkaido im Juni 2008 kündigte Japan an, die Emission von Treibhausgasen bis 2050 um 60 bis 80 Prozent zu reduzieren. Egal ob man dieses Ziel als realistisch oder als übertrieben ehrgeizig einschätzt, die Grundlage der japanischen Strategie ist die verstärkte Nutzung von Atomkraft.
Politisch war dieser Weg im ressourcenarmen Japan leichter durchzusetzen als im von Tschernobyl langfristig geschockten Mitteleuropa. Die Atomkraft wird nicht nur als klimafreundliche Alternative dargestellt, sie gilt auch als wesentlicher Faktor für die Unabhängigkeit des Landes, insbesonders vom instabilen Nahen Osten.
Selbstverständlich gibt es auch Widerstand, der sich nicht zuletzt aus den Traumata der Vergangenheit speist. Um die zur Zeit im Testbetrieb laufende Wiederaufbereitsungsanlage Rokkasho entwickelte sich eine breite Bewegung namens Wings of Peace - No more Hiroshima Nagasaki. Im Jänner 2008 übergab sie der Regierung ein Paket von 810.000 Unterschriften gegen die Inbetriebnahme.
Erfolg hatten sie damit keinen. Das einzige AKW, das die Gegner in den vergangenen zehn Jahren verhindern konnten, ist jenes von Suzu, Ishikawa.
Die Mehrheit hat den Ausbau der Atomenergie zumindest akzeptiert. Zu den wesentlichen Argumenten gehört auch die Sicherung von Wirtschaftskraft und Arbeitsplätzen durch internationale Aufträge. Die AKWs im Land sind für Hitachi, Toshiba und Mitsubishi Heavy Industries Vorzeigeprojekte für internationale Aufträge.
Experten schätzen, dass bis 2030 etwa 150 Atomkraftwerke weltweit errichtet werden sollen. Die drei japanischen Unternehmen, die über Merger und Verflechtungen mit entsprechenden US-amerikanischen Firmen wie General Electrics und Westinghouse verbunden sind, rechnen mit einem großen Anteil an den Aufträgen.
David McNeill: Out of the Shadows: Can Japan's Nuclear Power Renaissance Reduce Global Emissions?