Minister Johannes Hahn verordnet den Universitäten künftig lediglich einen "moderaten Zuwachs" beim Budget. Dies ist erstaunlich, hat doch das Wissenschaftsministerium 2006 eine Studie mit dem Titel "Einstellungen der Österreicher zum Wissenschaftsstandort im wirtschaftlichen Kontext" veröffentlicht. Darin heißt es: "Alles in allem ist das Image der österreichischen Forscher nach 26 abgefragten Kriterien durchaus und meist mehrheitlich positiv. Auf der weniger positiven Seite finden sich nur einige wenige Punkte, die von auffallend vielen so gesehen werden, nämlich, dass der Großteil der österreichischen Wissenschafter abhängig und - entgegen der Bevölkerungsstruktur - hauptsächlich männlich sei, dass die österreichischen Forscher, wenn sie gut wären, ins Ausland gehen würden und im Allgemeinen zu wenig Forschungsmittel hätten."
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Die Mehrheit der Bevölkerung hat also einen klaren Blick dafür, woran es mangelt: Unabhängigkeit, Chancengleichheit der Geschlechter und "im Allgemeinen": Geld.
Der Vorsitzende der Universitätenkonferenz, Rektor Christoph Badelt, stellte erst jüngst klar, dass sich seit Einführung des Universitätsgesetzes 2002 die wirtschaftliche Situation der 21 Universitäten nicht verbessert hat. Durch die Abschaffung der Studiengebühren wurde eine weitere klaffende Finanzlücke aufgerissen, und am ohnehin grauen Himmel der Universitätslandschaft ziehen dunkle Wolken auf.
Zusätzlich für Sturm könnte die nächste Entscheidung aus dem Wissenschaftsministerium sorgen. Sie könnte lauten, den neuen Kollektivvertrag nicht einzuführen oder zu finanzieren.
Die Verhandlungen zu diesem Kollektivvertrag waren schwierig, galt es doch, die vielfältigen Berufsbilder an Österreichs Unis - vom Gärtnerlehrling bis zur Primaria - abzubilden. Vor allem aber: Leistungsorientiert sollte das Karriereschema sein. Wer besser, intelligenter und motiviert arbeitet, die bessere Wissenschaft macht und bereit ist, sich lebenslang weiterzubilden, hat nun auch bessere Karriereaussichten.
Leider führt die Verschleppung zum gegenteiligen Effekt: Mitarbeiter erhalten großteils nur ungenügend bezahlte, befristete Arbeitsverträge ohne Karriereperspektive.
Ein Teufelskreis: Die Universitäten können die Kosten des Kollektivvertrages keinesfalls selbst übernehmen. Damit verlieren sie die besten Leute. Dadurch sinken die Leistungsfähigkeit in Forschung und Lehre und der wirtschaftliche Output. Daher werden die Universitäten abhängiger von der Finanzierung durch den Staat. Im Umkehrschluss: Der Kollektivvertrag gehört endlich her!
Sonst noch etwas? Ach ja: Unabhängigkeit, Chancengleichheit der Geschlechter und "im Allgemeinen": Geld.
Peter Holubar ist Vorsitzender des Universitätslehrerverbandes ULV-Boku und als Boku-Vertreter unmittelbar für den neuen Kollektivvertrag mitverantwortlich.