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"Teuflische Situation für die AUA"

Von Karl Leban

Wirtschaft

Revolte gegen den Betriebsübergang.
| Bordpersonal stimmt neuem Papier des Betriebsrats zu - AUA-Führung bleibt hart.


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Wien. Vom Vorstand kam schon vor gut einer Woche das definitive Nein zum neuen Verhandlungspaket des Betriebsrats. Trotzdem haben die Belegschaftsvertreter die AUA-Bordmitarbeiter ab Donnerstag bis Montagmittag über ihr Papier abstimmen lassen. Das Ergebnis: Mit deutlich mehr als 75 Prozent befürwortet das fliegende Personal das - mit dem Vorstand nicht akkordierte - Sparpaket.

Der Bordbetriebsrat sprach am Montag von einer "Riesenchance für die AUA" und einem "Angebot zur Einigung". Für heute, Dienstag, hat er als Vertretung der insgesamt 2260 Piloten und Flugbegleiter eine Pressekonferenz angesetzt.

Dass sich die Führung der AUA nach monatelangem Hin und Her erneut an den Verhandlungstisch setzt, ist jedoch nicht zu erwarten. Sie hat vergangene Woche bereits klargemacht, dass es beim Plan B - dem Übergang des AUA-Flugbetriebs zur kostengünstigeren Tyrolean - kein Zurück mehr gibt.

Der Grund: Das neue Paket des Betriebsrats käme die AUA erheblich teurer als das im April paktierte Papier, mit dem die Belegschaftsvertreter beim Bordpersonal abgeblitzt waren.

Ursprünglich wäre die AUA bereit gewesen, mehr als 100 Millionen Euro aufzuwenden, um vor allem den rund 540 Piloten über Abschlagszahlungen Pensionsprivilegien, teure Überstundenregelungen und automatische Gehaltssprünge "abzukaufen". Das jetzige Papier würde diese Summe allerdings um ungefähr 60 Millionen Euro nach oben treiben. "Das können wir uns einfach nicht leisten", heißt es aus der AUA-Zentrale am Flughafen Wien.

Streikähnliche Rebellion

Der für 1. Juli angepeilte Betriebsübergang zur Tyrolean ist mittlerweile auch deshalb unumkehrbar, weil die ramponierte und zu eisernem Sparen gezwungene AUA bei der Umsetzung ihres Sanierungsplans nicht noch mehr Zeit verlieren will.

Gegen den umstrittenen Übergang laufen dutzende Piloten seit wenigen Tagen nun allerdings offenkundig Sturm - in streikähnlicher Form. Auffallend viele, weit mehr als sonst üblich, haben sich krankgemeldet ("unfit to fly"). Da auf die Schnelle nicht genug Ersatzpersonal aufgetrieben werden konnte, musste die AUA von Freitag bis Sonntag insgesamt 24 Flüge streichen, darunter etwa die nach Delhi, Dubai und Thessaloniki. Hunderte Passagiere mussten in Wien, aber auch an Auslandsflughäfen umgebucht werden oder auf spätere Flüge warten.

Auch am Montag gab es Krankmeldungen. Laut AUA wurden jedoch sämtliche Flüge planmäßig durchgeführt, weil sich genug Ersatzpiloten gefunden hätten.

Schwerer Imageschaden

"Für die AUA ist das eine teuflische Situation", erklärt ein Insider zu den jüngsten Entwicklungen. "Sagt ein Pilot, er fühlt sich nicht fit, ist das Unternehmen da machtlos. Solche Aussagen sind nicht widerlegbar." Sollten sich die stillen Pilotenproteste, die vom Bordbetriebsrat in Abrede gestellt werden, weiter fortsetzen, droht der AUA ein schwerer Imageschaden. "In der Reisebranche ist das Vertrauen schon jetzt dahin", so der Insider. Was die Konsumenten derzeit ebenfalls verunsichert: Bis Ende Mai ist ungewiss, wie viele Piloten wegen des Übergangs tatsächlich kündigen. Bisher sind es mehr als 40. Die AUA betont, dass sie selbst massive Abgänge problemlos verkraften könnte.