Geldwäschevorwürfe: Interne Untersuchung kostet RBI mehrere hunderttausend Euro - Bankchef: "Kein strafbares Verhalten."
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Wien. Geldwäschevorwürfe sowie ein kapitaler Absturz an der Börse bescherten der Raiffeisen Bank International (RBI) in der vergangenen Woche Schlagzeilen in den Medien. Noch haben sich die Wogen nicht geglättet. Bankchef Johann Strobl nahm deshalb die Bilanzpressekonferenz am Mittwoch zum Anlass, um zu betonen, dass er überzeugt sei, "dass wir kein strafbares Verhalten gesetzt haben" und somit auch keine Strafe zu erwarten sei.
Dennoch hat Strobl eine interne Untersuchung angeordnet, bei der Kundentransaktionen analysiert werden sollen, die die Bank schon früher einmal unter die Lupe genommen habe, ohne dabei schuldhaftes Verhalten festzustellen. Mit der Aufarbeitung ist ein Team aus bis zu 25 internen und externen Fachleuten beschäftigt. Wie der Raiffeisen-Banker weiter bekannt gab, werde die Untersuchung zwei bis drei Monate dauern und mehrere hunderttausend Euro kosten.
Den Stein ins Rollen gebracht hatte ein internationales Recherchenetzwerk, das Spuren dubioser Gelder aus Russland in Richtung Westeuropa verfolgt und in seinen Berichten auch Raiffeisen erwähnt. Von 2005 bis 2013 sollen demnach mindestens 630 Millionen Dollar von Konten bei der früheren litauischen Bank Ukio, die im Zentrum der Geldwäschevorwürfe steht, auf Raiffeisen-Konten überwiesen worden sein.
Datenmaterial von Journalisten
Vor diesem Hintergrund prüft die RBI die einstigen Geschäftsbeziehungen zur Ukio nun erneut. Zurückgreifen könne die Bank dabei auch auf Daten (Kontonummern und Kundennamen), die sie von Journalisten bekommen habe, so Strobl.
Zu der bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft zuletzt eingebrachten Klage merkte er an, dass man dazu nichts sagen könne. Da sich die Klage gegen unbekannt richte, habe die Bank keine Möglichkeit, Einsicht in die Akten zu nehmen.
Bankenabgabe in Rumänien
Für Unbehagen sorgt bei der RBI derzeit aber auch noch ein anderes Thema, nämlich die geplante Bankensteuer in Rumänien. Sollte es dabei bleiben, dass 1,2 Prozent der dortigen Bilanzsumme von fast neun Milliarden Euro an den Fiskus abzuführen sind, würde dies jährlich 80 bis 90 Millionen Euro kosten und damit das Ergebnis in Rumänien stark beschneiden. Im Vorjahr erzielte die RBI dort einen Gewinn von 193 Millionen Euro.
Für die neue Sondersteuer sind in Bukarest mittlerweile aber verschiedene Abzugsposten (etwa rumänische Staatsanleihen und Finanzierungen der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung) in Diskussion. Ob und wie viel Rückstellungen notwendig werden, sollte in zwei Wochen klarer sein. Strobl kündigte jedenfalls schon jetzt an, Rumänien neu bewerten zu wollen. An einen Rückzug aus dem Land sei zwar nicht gedacht, je nach Höhe der neuen Abgabe sei aber das Ausmaß der Präsenz zu prüfen. Strobl deutete damit Filialschließungen in Rumänien an. Denn Filialen, die derzeit knapp positiv seien, könnten wegen der Sonderabgabe künftig in die roten Zahlen rutschen.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat der RBI-Konzern dank brummender Konjunktur in Österreich und Osteuropa sowie stark rückläufiger Kreditrisikokosten insgesamt 1,27 Milliarden Euro Gewinn eingefahren. Das war um fast 14 Prozent mehr als im Jahr davor. Der größte Einzelmarkt, Russland, steuerte 2018 einen Gewinn von 455 Millionen Euro bei. Als positiv erwähnte Strobl auch, dass die 2014 und 2015 erlittenen Verluste in der Ukraine inzwischen wieder zurückverdient worden seien.
Zu Akquisitionen bereit
Nach dem im Herbst erfolgten Verkauf des Kernbankengeschäfts in Polen ist nun auch der Konzernumbau abgeschlossen. Wie Strobl am Mittwoch bekräftigte, soll die Dividende für 2018 um 50 Prozent auf 93 Cent je Aktie erhöht werden. Das sei nicht zuletzt dadurch gerechtfertigt, dass die harte Kernkapitalquote um 0,6 Prozentpunkte auf 13,4 Prozent gestiegen sei und der Anteil der Problemkredite am gesamten Kreditbestand um 1,9 Prozentpunkte auf 3,8 Prozent gesunken.
Da die RBI weiter gute Wachstumschancen in Osteuropa sieht, denkt sie nach langem auch wieder an Zukäufe. Besonders interessant seien Tschechien, die Slowakei, Serbien und Bulgarien.