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Teure spanische Immobilien

Von WZ-Korrespondent Günther Bading

Wirtschaft

Vormals boomender Markt stagniert. | Heftige Diskussion über die Preise. | Madrid. "Kaufen Sie sich eine Wohnung und wir zahlen ein Jahr lang Ihr Gehalt." Wer mit solchen Sprüchen wirbt, muss verzweifelt sein. Genau das ist im spanischen Immobiliensektor derzeit der Fall. Der bis Anfang des vergangenen Jahres boomende Markt stagniert. Die Verkäufe von Wohnungen und Häusern sind im Jänner 2008 gegenüber Jänner 2007 um 27,1 Prozent zurückgegangen, so das staatliche Statistikamt INE.


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Der Grund liegt zum einen in der hohen Inflation - im März gegenüber dem Vorjahr 4,6 Prozent - und dem daraus resultierenden Kaufkraftverlust und zum anderen in den überteuerten Immobilienpreisen. Zwischen 15 und 20 Prozent seien die Preise auf dem spanischen Wohnungsmarkt überteuert, heißt es in einer Studie des Internationalen Währungsfonds (IWF). Spaniens Wirtschaftsminister Pedro Solbes hält das für überzogen. "Es gibt auch andere Studien", meinte er lakonisch. Er setzt, wie auch der Vizegouverneur der spanischen Zentralbank José Viñals, auf Regulierung der Preise über die Inflation.

Zu Beginn der Madrider Immobilienmesse am Dienstag hat der regionale Verband der Bauträger (Asprima) seinerseits eine Studie vorgelegt. Sie geht zum einen davon aus, dass Wohnungen erst wieder für den Normalkäufer bezahlbar würden, wenn der Preis insgesamt um rund 15 Prozent nachgebe. 2008 müssten die Preise um acht Prozent, 2009 um vier Prozent und 2010 noch einmal um zwei Prozent sinken. Die Belastungsgrenze des Familiebudgets dürfe 33 Prozent nicht übersteigen, heißt es.

Um 70 Prozentweniger Baubeginne

Asprima-Präsident José Manuel Galindo warnte davor, sich ganz auf Preisregulierung durch Inflation zu verlassen. Die Preise müssten rascher sinken. Antonio Trueba von der großen Baufirma Parquesol verwies darauf, dass zu Jahresbeginn 2008 um 70 Prozent weniger Bauten begonnen worden seien als vor einem Jahr. "Bauträger und Immobilienagenturen werden in den nächsten Jahren Preiseinbrüche von bis zu 25 Prozent verkraften müssen", erklärte Mikel Echevarren, Vorstandsvorsitzender des Beratungsunternehmens Irea.

Die Consultingfirma KPMG rechnet sogar damit, dass durch die Baukrise innerhalb der nächsten beiden Jahre bis zu 1,2 Millionen Arbeitsplätze verloren gehen könnten.

Die Immobilienverkäufer haben mit drastischen Maßnahmen auf die Situation reagiert. 45 Prozent der Filialen seien 2007 geschlossen worden, teilte der Verband Red de Expertos Inmobiliarios (REI) mit. 2008 könnten noch einmal 14 Prozent dazukommen. Zu der Diskussion um die Preisentwicklung erklärt REI, Preisnachlässe von bis zu 20 Prozent seien heute schon an der Tagesordnung, um Wohnungen überhaupt verkaufen zu können.

Hinzu kommen die "incentivos", die Kaufanreize, die die Immobilienfirmen und Makler den Kunden anbieten. Im vergangenen Jahr konnte man beim Wohnungs- oder Hauskauf durchaus einen Kleinwagen als Geschenk bekommen, oder eine Luxusreise. In diesem Jahr ist Bargeld Trumpf. Die Gruppe Urbas etwa überreicht dem Käufer einen "Familienscheck" von 2000 Euro und eine Versicherung gegen Zahlungsunfähigkeit. Und die Grupo Prasa lockt mit einem Zusatz-Lohn für ein Jahr, der drei Prozent der Kaufsumme ausmacht.