Preisanstieg durch Investoren aus dem Ausland getrieben. | Alle zwei bis drei Monate verteuern sich die Immobilien. | Kiew. Anna könnte zufrieden sein. "Ich bin jung und habe einen guten Lohn", sagt die Sekretärin aus Kiew. "Aber ich kann mir keine Hypothek leisten." Bei Zinsen von rund 12 Prozent hat sie keine Chance, jemals eigenen Wohnraum zu kaufen. Dabei sind überall in Kiew Baukräne zu sehen. An manchen Stellen wird rund um die Uhr gearbeitet, um die schier unersättliche Nachfrage nach Immobilien zu befriedigen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
#Luxus um Millionen
Hintergrund ist eine Explosion der Immobilienpreise. War eine gute Wohnung in Kiew vor drei Jahren noch für umgerechnet 22.000 Euro zu haben, so kostet sie inzwischen über 150.000 Euro. Kleine Wohnungen im Stadtzentrum kosten inzwischen bereits mehr als 300.000 Euro. Die Preise für Luxuswohnungen gehen in die Millionen.
Durchschnittlich verdienen die Ukrainer zwischen 115 bis 254 Euro. Hinzu kommt, dass nur wenige Ukrainer auf Erspartes zurückgreifen können.
Die Explosion der Immobilienpreise wird denn auch durch Ausländer getrieben. "Unsere Kunden kommen vor allem aus Großbritannien, aber auch aus den USA, den Golfstaaten, Zypern, Neuseeland, Australien und Kanada", sagt Irina Radko von der Immobilienfirma UAProperty.com.
"Wir hatten einen japanischen Kunden, der drei Grundstücke in den Karpaten gekauft hat, um damit zu spekulieren." Laut Radko steigen die Preise alle zwei bis drei Monate. Allein in den letzten beiden Monaten des vergangenen Jahres stiegen die Preise in Kiew um 25 Prozent.
Die Hauptstadt ist dabei die beliebtestes Region für Ausländer, gefolgt von der Krim und den Karpaten.
Ukrainer protestieren
Die orange Revolution vor zwei Jahren war der Auslöser für die Preisexplosion. Der neue Präsident, Viktor Juschtschenko, schaffte den Visa-Zwang für EU-Bürger und Amerikaner ab und öffnete damit das Land für ausländische Investoren. Auch wenn Juschtschenko inzwischen viel politischen Einfluss verloren hat: Das investorenfreundliche Klima in der Ukraine hält an.
Doch im eigenen Land wächst der Unmut darüber. Immer wieder besetzen verärgerte Bürger die Regierungsbüros. "Die Politiker versprechen uns immer wieder eine Verbesserung der Lage. Aber es wird sich nie etwas ändern", ärgert sich Anna.