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Der Wind wird rauer für Joseph Blatter und die Fifa, und irgendwie kommt man nicht umhin, so etwas wie Schadenfreude zu empfinden. Unlängst flatterte dem Präsidenten des Weltverbandes nämlich ein Brief des australischen Verbandschefs Frank Lowy in seinen Glaspalast, in dem dieser der Fifa mit Schadenersatzforderungen droht, sollte die umstrittene WM 2022 in Katar tatsächlich in den Winter verlegt werden. Schließlich haben Australien und die anderen bei der Wahl unterlegenen Länder Millionen in eine Bewerbung unter den gängigen Voraussetzungen einer Sommer-WM investiert, zudem müssten viele Ligen durch die dann notwendige Adaptierung ihres Meisterschaftsbetriebs Verluste einkalkulieren.
Nun ist es zwar - mittlerweile, denn auch hierbei musste Blatter eine Kehrtwende vollziehen - allgemeiner Konsens, dass eine WM bei bis zu 50 Grad Celsius wenig Sinn hat. Doch die Umsetzung einer Winter-WM stellt die Fifa vor ungeahnte Probleme. Bei einer Austragung im Jänner, der von Uefa-Chef Michel Platini favorisierten Variante, droht eine Terminkollision mit Olympia, gegen Titelkämpfe im November oder Dezember, wie sie Blatter vorschweben, legen sich die Engländer (und andere) quer. Durch den Vorstoß des australischen Verbandes ist die Debatte nun um eine Facette reicher, und es ist anzunehmen, dass andere Mitbewerber nachziehen werden. All dies hat in den Überlegungen der Fifa bei der Vergabe offenbar keine Rolle gespielt: Hauptsache, die WM kommt dorthin, wo das Geld zu Hause ist - und dann bastelt man sie sich halt so, wie’s einem gefällt. Das passt zur Haltung Blatters, der noch immer nach dem Motto "Der Fußball bin ich, koste es, was es wolle" regiert. In diesem Fall könnte es viel kosten. Zu Recht.