Zum Hauptinhalt springen

Textilbranche fürchtet China

Von Christine Zeiner

Wirtschaft

Das Minus vom vergangenen Jahr hat sich zwar gedreht, rosig sind die Aussichten für die heimische Textilindustrie aber nicht. Die Zahl der Mitarbeiter sinkt seit Jahren, der Exportanteil stagniert und Ende Dezember läuft das Abkommen der Welthandelsorganisation (WTO) über Textil-Exportquoten aus.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 20 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

"Der Wegfall der Quoten macht uns enorme Sorgen. Es ist ein massiver Importdruck von China auf den europäischen Markt zu erwarten", stellte gestern Peter Pfneisl, Obmann des Fachverbandes Textilindustrie der Wirtschaftskammer (WKÖ), vor Journalisten fest. Die WTO hatte 1995 beschlossen, die Exportquoten für Textilien und Bekleidung abzuschaffen. China, das 40% der weltweiten Textilien herstellt, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht WTO-Mitglied und - argumentieren Kritiker - wurde nicht in die WTO-Berechnungen miteinbezogen. Fallen die Exportbeschränkungen mit 1. Jänner 2005 weg, werde die weltweite Textilbranche - auch etwa in Bangladesh und Indonesien - mit Billigwaren vom Großanbieter China "überrollt". Einigen Schätzungen zufolge wird China in fünf Jahren 80% aller Textil- und Bekleidungseinfuhren in Europa und den USA liefern.

"Die Einkäufer der größten Marken und Kaufhäuser haben bereits ausgeforscht, wo die Produktionsquellen am billigsten sind, und sie sind auf dem Weg nach China, wenn sie nicht schon dort sind", erklärte kürzlich Neil Kearney, Generalsekretär der internationalen Textilvereinigung. Auch Pfneisl sagte, er wüsste von heimischen Betrieben, die in China werden produzieren lassen. "Wir haben beschlossen, gemeinsam mit dem deutschen und dem schweizerischen Verband ein Kontaktbüro in Shanghai zu eröffnen", berichtete Pfneisl. Es sei besser, in die Offensive zu gehen und sich den chinesischen Markt zu eröffnen, als zu jammern.

Nicht die billigste Produktionsvariante zu wählen, dafür auf Sozial- und Umweltstandards zu setzen, sei im globalen Wettbewerb nicht möglich, sagte Wolfgang Zeyringer, Fachverband-Geschäftsführer: "In Konsumentenbefragungen haben diese Bereiche immer einen hohen Stellenwert. Bei der Kaufentscheidung spielen sie keine Rolle."