Dekorfirma hat auf prekäre geschäftliche Lage nicht reagiert.
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Gmünd. Am Montag wurde über die Brüder Baumann GmbH, Hersteller von Stoffen für Hotels, Sanatorien und Schiffe, der Konkurs eröffnet, nachdem die Banken ein Sanierungsverfahren samt Fortbetrieb nicht finanzieren wollten. Um sich ein Sanierungsverfahren überhaupt leisten zu können, wollte der Familienbetrieb einen Investor finden, der die 20-Prozent-Quote für die Gläubiger begleicht. Dafür wären 2,2 Millionen Euro nötig gewesen. Doch für eine Rettung war es zu spät. Auch die neue Geschäftsführerin konnte das Ruder nicht herumreißen. Die 145 Mitarbeiter dürften in Kürze auf der Straße stehen.
Laut Alexander Klikovits vom KSV1870 hat die Textilfirma 10,99 Millionen Euro Schulden, davon entfallen 3,02 Millionen Euro auf die Waldviertler Sparkasse und die Bank Austria. An Letztere sind die offenen Kundenforderungen (967.800 Euro) zediert, zwei Webmaschinen sind an die Sparkasse verpfändet. Die fünf Betriebsliegenschaften sind laut Insolvenzantrag "bei Weitem mit Pfandrechten überbelastet".
"Eine Verwertung von einzelnen Liegenschaften könnte im besten Fall einen Verkaufserlös von 0 bis 500.000 Euro für die Hypothekargläubiger bringen", heißt es darin weiter. Dem Vernehmen nach soll die Investkredit darunter sein. Indes verfügt die Brüder Baumann GmbH lediglich über 512.000 Euro freies Vermögen, das hauptsächlich aus dem Warenlager besteht.
Der Niedergang des Traditionsunternehmens war programmiert: Der Betrieb hatte kein strategisches Konzept, seit Jahren Absatzschwierigkeiten und aufgrund fehlerhafter Kalkulationen wurden unrentable Aufträge angenommen. Dazu kamen hohe Personalkosten. Die Krisenkennzeichen sollen laut Firmenanwältin Ulla Reisch vom früheren Geschäftsführer "nicht erkannt oder zumindest ignoriert" worden sein.