Nicht nur der Ausverkauf, der jährlich bis zu 50% der Wertschöpfung vernichtet, auch der mangelnde Nachwuchs macht der heimischen Textilindustrie schwer zu schaffen. Auch wenn zwar seit drei Jahren steigende Schülerzahlen vermeldet werden, so können die 20%, die die Textilschulen beenden, die Nachfrage nach Textil-Fachkräften nicht befriedigen.
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Besonders im ersten Schuljahr gebe es eine hohe Dropout-Rate, betonte Peter Pfneisl, Obmann des Fachverbandes der Textilindustrie Österreich, gestern vor Journalisten. Und obwohl das Lohnniveau ein sehr attraktives sei, könnten die derzeit 300 offenen Stellen nicht besetzt werden. Pfneisl zeigte sich von der Sinnhaftigkeit einer Fachhochschule überzeugt, das Problem dabei sei aber dasselbe wie bei den anderen Textilschulen: Die Ausbildung finde in Wien statt, die Industrie sei aber in den Bundesländern, und hier vor allem in den westlichen, angesiedelt.
Das 1. Halbjahr 2002 sei durchaus erfreulich verlaufen, betonte Pfneisl. Der Umsatz stieg um 3,5% auf 1,6 Mrd. Euro, wobei besonders die technischen Textilien mit plus 13,9% punkten konnten. Die Exporte erzielten insgesamt eine Steigerung um 2,4% auf 1,1 Mrd. Euro. Mit einem Anteil von 26% bleibt Deutschland das größte Exportland für heimische Textil-Produkte, gefolgt von Italien (8,8%) und Frankreich (7,8%). Die Textilindustrie beschäftigte bis Ende Juni 19.500 Mitarbeiter. Aufgrund der positiven Auftragszahlen sei er, Pfneisl, auch für das 2. Halbjahr optimistisch.
Neben innovativen Produkten mit Zusatznutzen, neuen Vertriebswegen und einer stärkeren Arbeitsteilung in der Produktion wünsche er sich auch die Wiedereinführung des Investitionsfreibetrages in der Höhe von 12%, um notwendige Investitionen anzukurbeln. Auch die Umsetzung der lang versprochenen Lohnnebenkostensenkung sei dringend nötig, um der Konkurrenz wie etwa Portugal begegnen zu können. Die Förderung der Eigenkapitalbildung durch einen reduzierten Körperschaftssteuersatz für nicht ausgeschüttete Gewinne von 25% würde der Fachverband ebenfalls für vertretbar halten, so Pfneisl.
Für einen "Schuss ins eigene Knie" halte er EU-Strafzölle: Aufgrund von massiven US-Exportsubventionen dürfe die EU jährlich Strafzölle in Höhe von 4 Mrd. US-Dollar verhängen. Da aber z.B. Baumwolle importiert werde, sei das nicht sinnvoll und werde von der Branche abgelehnt.