Auch wenn noch keine absoluten Zahlen für das erste Halbjahr 2002 vorliegen würden, so zeichne sich doch eine deutliche Tendenz für die Geschäftsentwicklung der österreichischen Textilindustrie ab: Der Umsatzrückgang habe sich auch von Jänner bis Juni fortgesetzt, stellte Wolfgang Zeyringer, Geschäftsführer des Fachverbandes der Textilindustrie, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" fest.
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Besonders der deutsche Markt, der gleichzeitig der Hauptexportmarkt für die heimische Textilindustrie ist, bereite den Unternehmen Kopfzerbrechen: Die Konsumenten seien äußerst "kaufunlustig", in den Kaufhäusern würden Umsatzrückgänge zwischen 20 und 25% verzeichnet, so Zeyringer.
Der Begriff Textilindustrie umfasst sämtliche Vorstufen wie Weberei, Spinnerei oder Färberei, aber auch Heimtextilien sowie technische Textilien gehören dazu. Für letzteren Bereich sieht der Fachverbands-Geschäftsführer für das laufende Jahr kein Wachstum: "Besonders die Autostoffe erleben zur Zeit einen starken Rückgang."
Der Produktionswert der Textilindustrie lag im vergangenen Jahr bei 2,91 Mrd. Euro und wurde von 20.400 Beschäftigten erzielt. Der Exportanteil betrug 80% und lag wertmäßig bei 2,5 Mrd. Euro. An der Spitze der Exportmärkte lag Deutschland (670 Mill. Euro), gefolgt von Italien (220 Mill. Euro) und Frankreich (200 Mill. Euro). 60% der Erzeugnisse wurden in die EU geliefert, 7% in die EFTA, 20% nach Osteuropa, 4% nach Asien und 2,3% nach Amerika.
Importdruck bei Bekleidung
Die umsatzstärksten österreichischen Unternehmen sind die Eybl Krems-Gruppe, die Linz Textil-Gruppe, Wolford, Getzner Textil (hochwertige Hemdenstoffe), Intier Automotive (Autoteppiche) und Lohmann Rauscher (Verbandsstoffe). Nach der Zahl der Beschäftigten führt Wolford vor Getzner, Linz Textil und Eybl Krems.
Die Bekleidungsindustrie kämpfe weiterhin gegen den hohen Importdruck aus Asien: Während Importe aus Asien nur mit durchschnittlich 5 bis 7% besteuert seien, würden Exporte nach Asien mit bis zu 50% versteuert. Mit China seien die Verhandlungen jedoch erfolgreich verlaufen, die Zölle sollen in den nächsten Jahren gesenkt werden. Die Chancen würden bei Marken-Bekleidung liegen, aber auch in der Zulieferung hochwertiger Stoffe, technischer Textilien und Heimtextilien: "In China werden viele große Hotels gebaut, die brauchen eine entsprechende Austattung." Damit könnte auch die Zahl der in der heimischen Textilindustrie Beschäftigten stabil gehalten werden.