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Armee schließt Parlamentsauflösung nicht mehr aus. | Damit wäre Hauptforderung der Opposition erfüllt. | Neu Delhi. Die Führung in Bangkok hatte fest darauf gebaut, dass die zehntausenden Demonstranten spätestens zum Beginn des traditionellen Songkran-Fests die Straßen der Hauptstadt räumen würden. Bangkok ist zu dieser Zeit normalerweise ruhig, weil viele Menschen ihre Familien und die Tempel besuchen, um sich mit Jasminblüten-Wasser zu reinigen. Doch der Aufstand geht weiter.
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Am Montag trugen Protestierende demonstrativ rote Särge durch die Straßen Bangkoks, nachdem am Wochenende 21 Menschen getötet und über 800 verletzt worden waren, als die Armee gegen die Menge vorging. Es waren die blutigsten Protesten in Thailand seit fast 20 Jahren.
Die Demonstranten, wegen ihres Aufzugs auch "Rothemden" genannt, unterstützen den früheren Premierminister Thaksin Shinawatra und haben geschworen, Bangkok nicht eher zu verlassen bis Regierungschef Abhisit Vejjajiva Neuwahlen ausruft.
Die Regierung signalisierte bislang kein Entgegenkommen. Premierminister Abhisit erklärte in einer Fernsehansprache, Regierung und Militär stünden vereint gegen die Opposition auf der Straße.
Hingegen deutete Armeechef Anupong Paochinda erstmals an, das Parlament könne frühzeitig aufgelöst werden. Auch die Tageszeitung "Bangkok Post" berichtete, die Volksvertretung könne in sechs Monaten entlassen werden - drei Monate früher als bislang von der Regierung vage in Aussicht gestellt. Es ist jedoch zweifelhaft, dass damit die momentane Krise rasch entschärft wird.
Die "Rothemden" haben bereits das vergangene Jahr über Widerstand gegen die Regierung geleistet. Als die Demonstranten in den letzten Wochen in Massen in die Hauptstadt strömten und dort Luxus-Hotels und Einkaufszentren belagerten, eskalierte die Lage jedoch. Offensichtlich nervös geworden, weil die Protestierenden das schicke, bei Touristen beliebte Shopping-Viertel für sich beanspruchten, gingen die Sicherheitskräfte gegen Thaksins Anhänger vor. Die Regierung befürchtete offenbar, dass die Massenproteste viele Urlauber abschrecken könnten.
Der Aufstand trifft Südost-Asiens zweitgrößte Wirtschaftsmacht empfindlich: Der Tourismus macht sieben Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus. Die "Rothemden" haben es sich inzwischen in Bangkok gemütlich gemacht. Die Stimmung gleicht zum Teil einem Volksfest. Ganze Familien campieren auf den Straßen, singen, essen und hören sich Reden an.
Thaksin war 2006 vom Militär gestürzt worden. Der bei der armen und ländlichen Bevölkerung populäre Führer beeinflusst auch aus dem Exil die Politik des Landes, weil er weiterhin die Massen mobilisieren kann. Seine Partei gewann die erste Wahl nach dem Militärcoup. Doch Anti-Thaksin-Demonstranten, besser bekannt als "Gelbhemden", stürzten 2008 mit Hilfe der Armee die Thaksin-freundliche Regierung, indem sie tagelang den Bangkoker Flughafen lahm legten. Seither regiert eine zerbrechliche Koalition unter Premier Abhisit. Die "Gelbhemden" repräsentieren das reiche, städtische, elitäre Thailand.
Thaksins Chancen, eine Neuwahl zu gewinnen, stehen nicht schlecht. Politische Beobachter gehen aber davon aus, dass auch ein erneuter Urnengang die politische Blockade nicht auflösen wird. Thailands einflussreiche Monarchie, die sich in frühere politische Krisen eingemischt hat, verhält sich bislang ruhig. Der 82-jährige König Bhumibol ist seit Monaten im Krankenhaus.