Thailändischer Armeechef weist Putschgerüchte zurück. | Nach mehr als zwei Monaten relativer Ruhe haben sich thailändische und kambodschanische Soldaten heute erneut heftige Grenzgefechte geliefert. Dabei wurden nach Angaben beider Armeen drei kambodschanische und zwei thailändische Soldaten getötet.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Sieben weitere Soldaten wurden nach Angaben der Armee in Bangkok verletzt. Kambodschanische Soldaten wurden nach Angaben eines Sprechers des Verteidigungsministeriums in Phnom Penh ebenfalls getötet. Kambodscha sprach von einer "unprovozierten Attacke" der thailändischen Seite. Beide Seiten beschuldigten sich gegenseitig, mit den Schüssen begonnen zu haben.
Schauplatz der Gefechte war die Tempelanlage Ta Krabei oder Ta Kwai auf thailändisch, die beide Länder beanspruchen. Die Anlage liegt in der Provinz Oddar Meanchey, mehr als 100 Kilometer südwestlich des 900 Jahre alten Tempels Preah Vihear, um den die Nachbarstaaten seit Jahren streiten. Beide Länder erheben Anspruch auf ein 4,6 Quadratkilometer großes Gebiet um den Tempel. Ein internationales Gericht schlug das Gebiet um Preah Vihear vor 49 Jahren Kambodscha zu. Dort waren bei Zusammenstößen im Februar zehn Menschen ums Leben gekommen.
Nach Angaben des kambodschanischen Regierungssprechers drangen thailändische Soldaten um 06.45 Uhr Ortszeit auf kambodschanisches Gelände vor. Es folgten Schießereien. Thailands Armeesprecher sagte, nach einigen Gewehrsalven auf beiden Seiten habe Kambodscha plötzlich schwere Artillerie aufgefahren. Tausende Einwohner aus 32 Dörfern der Region rund 360 Kilometer nordöstlich von Bangkok seien in Sicherheit gebracht worden. "Wir untersuchen noch, wer angefangen hat", sagte Thailands Regierungschef Abhisit Vejjajiva. "Überall, wo Truppen (zweier Länder) so nah beieinander stationiert sind, ist die Gefahr von Zusammenstößen groß."
Keine Putschabsichten
Währenddessen hat Thailands Thailands Armeechef Prayuth Cha-ocha am Freitag Gerüchte über einen bevorstehenden Militärputsch zurückgewiesen. "Wir haben keine Putschabsichten", so der Armeechef. Spekulationen hatten sich über Nacht wie ein Lauffeuer verbreitet, nachdem das Militär am Donnerstag zuerst eine ungewöhnliche Militärübung unweit von Bangkok abhielt und am Abend plötzlich die Fernsehsignale ausfielen. Grund sei ein technischer Fehler gewesen, teilte die Regierung mit.
"Wir haben keine Putschabsichten", sagte Armeechef Prayuth Cha-ocha am Freitag bei seiner Rückkehr von einem Besuch im benachbarten Laos.
Das Militär hat seit den 1930er Jahren achtzehnmal geputscht, zuletzt 2006. Meist besetzt die Armee als erstes nationale Fernseh- und Radiosender - deshalb die Unruhe, als das Signal am Donnerstagabend ausfiel. Thailand steht unmittelbar vor Wahlen. Das Parlament soll in den nächsten zwei Wochen aufgelöst werden, sagte ein Regierungssprecher. Das Land ist politisch tief gespalten. Der Wahlausgang ist völlig offen. Vor einem Jahr beendete die Regierung einen wochenlangen Protest der oppositionellen Rothemden unter Einsatz von Panzern. Der Armeechef ist ein erklärter Gegner der Rothemden.
Gelbhemden gegen Rothemden
Durch Thailand zieht sich seit Jahren ein tiefer politischer Graben. Zunächst standen sich das alte Establishment der städtischen Eliten, die sogenannten Gelbhemden, und die armen Bauern aus dem Nordostens, die Rothemden gegenüber, doch sind die Fronten längst zerfasert. Premierminister Abhisit Vajjajiva, ursprünglich von den Gelbhemden im Amt begrüßt, hat Rückhalt verloren. Er hat Wahlen spätestens im Juli angekündigt. Dabei rechnen sich die Rothemden eine gute Siegeschance aus. (APA/AFP/dpa/Reuters)
Links:Urteil des Internationale Gerichtshofes zum Tempel Preah Vihear (Zusammenfassung)