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Das Urteil war eine Überraschung: Pojaman Shinawatra, die Ehefrau von Thailands Ex-Premier Thaksin Shinawatra, wurde kürzlich von einem Bangkoker Gericht wegen Steuerhinterziehung zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. In Thailand hatten viele nicht daran geglaubt, dass ein Mitglied des einflussreichen Thaksin-Clans tatsächlich eine Haftstrafe ausfassen könnte. Thaksin und viele seiner Anhänger sprachen von einer Verschwörung, seine Gegner lobten die Unabhängigkeit der Justiz. | Bei Thaksin läuteten jedenfalls nach dem Urteil die Alarmglocken: Sind er und seine Frau doch noch mit weiteren Anklagen wegen dubioser Geschäfte während Thaksins Amtszeit von 2001 bis 2006 konfrontiert.
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Thaksins Frau blieb gegen eine Kaution von rund 100.000 Euro auf freiem Fuß. Um weiteren Verurteilungen zu entgehen, setzte sich das Ehepaar nun nach London ab. Es will dort politisches Asyl beantragen.
Die Flucht des Paares hat aber nicht nur einen strafrechtlichen, sondern auch einen politischen Hintergrund: Thailändische Medien berichten, Premier Samak Sundaravey von der Partei der Volksmacht (PVM) habe Thaksin dazu gedrängt, ins Exil zu gehen. Samak wollte sich dadurch von Thaksin emanzipieren und Druck von seiner Regierung nehmen - war diese doch in den vergangenen Wochen mit heftigen Straßenprotesten konfrontiert, da sie als Statthalter Thaksins gilt, der mit einem Politikverbot belegt ist.
Der Ex-Regierungschef polarisiert nämlich Thailand: Seine Amtszeit brachte ihm viel Popularität bei der ärmeren ländlichen Bevölkerung wegen seiner Sozialprogramme ein, während die städtische Mittelschicht in dem Milliardär vor allem einen korrupten Geschäftsmann sah. Wegen der Korruptionsvorwürfe wurde Thaksin vom Militär im September 2006 gestürzt und seine Partei anschließend verboten.
Die Wahl im Dezember 2007 gewann die neu gegründete PVM, die offen ihre Sympathien für Thaksin bekundete und ankündigte, dessen Sozialpolitik fortzusetzen. Die PVM ging als weitaus stärkste Kraft mit kleineren Parteien eine Koalition ein - und war von Anfang an mit heftigem Widerstand konfrontiert.
Die Straßenproteste gegen die Regierung werden von der Allianz für Demokratie angeführt - einem Zusammenschluss von Royalisten, Geschäftsleuten und der städtischen Mittelschicht. Ein Sprecher dieser Bewegung hat bereits angekündigt, dass die Proteste trotz der Flucht Thaksins fortgesetzt werden sollen.
Beobachtern zufolge wollen die alten Eliten den Druck der Straße nützen, um die Regierung zu stürzen. Sie hoffen, die Macht, die sie vor Thaksins Ära hatten, zurückzuerlangen. Die PVM hat wie schon Thaksin vor allem die ärmere Landbevölkerung hinter sich. Thailand bleibt also auch nach der Flucht Thaksins gespalten.