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Während sein Regierungsteam wenig gute Figur bei Medienauftritten zu machen scheint, bewegt sich der Kanzler selbst wie ein Fisch im Wasser.
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Man habe manchmal das Gefühl, Kanzler Sebastian Kurz habe mehr Fans im Ausland als hierzulande, meint Peter L. Eppinger im aktuellen Facebook-Video über den ÖVP-Chef, angesprochen auf dessen in den vergangenen Tagen und Wochen absolvierten Auslandsreisen. Der erfahrene Medienmann Eppinger wollte damit sicherlich sagen, dass der Zuspruch in Europa sehr groß sei.
Die Treffen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der deutschen Kanzlerin Angela Merkel standen natürlich nicht zufällig auf dem Reiseplan des Kanzlers, sondern waren von langer Hand gut im Hintergrund vorbereitet worden. Auch mit Hollywood-Star und Ex-Gouverneur Arnold Schwarzenegger wollte Kurz über Klimaschutz und erneuerbare Energie sprechen. Der noch nicht einmal 100 Tage im Amt befindliche Kanzler Kurz wird bestmöglich inszeniert; als rascher Umsetzer all seiner Ankündigungen im Wahlkampf sowieso, aber auch als Staatsmann, der bei den politisch Wichtigsten und Mächtigsten ein und aus geht.
Ganz Europa scheint sich auf das kleine Österreich zu fokussieren. So stellen es auch heimische Medien dar. Auftritte des Kanzlers in breitenwirksamen Medienformaten wie etwa der TV-Diskussionssendung von Sandra Maischberger in der ARD unterstreichen diese Beobachtung ausdrücklich.
Im Vorfeld der für das zweite Halbjahr anstehenden österreichischen EU-Ratspräsidentschaft gelingt es damit schon jetzt, außen- wie europapolitische Themen nach Österreich zu bringen. Viel zu selten
wird im heimischen Blätterwald der Blick auf die enge Vernetzung zwischen Innen- und Europapolitik gelegt; und wenn, dann meistens nur in einem negativen Zusammenhang.
Der Regierungschef und sein Team beherrschen die Politikshow und das politische Showgeschäft. Einige politische Ausnahmetalente - als ein solches wird ja auch Kanzler Kurz immer wieder bezeichnet - mag es hierzulande bereits gegeben haben. Einer davon, der verstorbene FPÖ/BZÖ-Chef Jörg Haider, wurde allerdings nie Bundeskanzler. Ein anderer, SPÖ-Chef Christian Kern, darf sich mittlerweile - despektierlich - Kurzzeit-Kanzler nennen lassen. Was Kurz von den beiden Genannten unterscheidet, ist wohl, dass er ungebrochen in der Beliebtheitsskala vorne zu liegen scheint. Sein Zuspruch ist nach wie vor im Steigen begriffen und wird auf allen Kanälen - off- wie online - von seiner (maßgeblichen) Mannschaft ventiliert.
Während sein Regierungsteam wenig gute Figur bei Medienauftritten - sowohl im In- als auch im Ausland - zu machen scheint und dabei die Inhalte von dessen Arbeit (leider) in den Hintergrund gedrängt werden, bewegt sich der Kanzler selbst in diesem Bereich wie ein Fisch im Wasser. Mit dem Antritt der Kanzlerschaft hat Kurz seine Meisterprüfung abgelegt; auch wenn er auf die Ausstellung des Meisterbriefes noch bis zum Ende der begonnenen Legislaturperiode warten muss.
Wollen wir hoffen, dass ihm mit seiner Kanzlerschaft nicht nur eine Glanzleistung, sondern auch ein Meisterstück gelingt; für Österreich, aber auch für Europa.