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Theater in der Wahnsinnsstadt

Von István Orbán

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In Österreich 1 war am vergangenen Donnerstagabend Peter Huemer mit Claus Peymann "Im Gespräch"; und es war, wie man sich denken kann, ein sehr lebhaftes solches. Huemer versuchte aus

Peymann ein Resümee seiner mit Saisonschluß endenden 13jährigen Burgtheaterdirektion herauszulocken, was letztlich grandios scheiterte. Aber Peymann sagte einiges, was über die Tagesaktualität des

Gesprächs hinaus erwähnenswert erscheint.

Über Politiker: In dieser Fernsehgesellschaft, in der die Politiker darauf aus sind, ein gutes Bild abzugeben, also spielen, ist Glaubwürdigkeit ein seltenes Gut geworden.

Über das Verhältnis der Politik zur Kunst: Der Dialog zwischen Künstlern und Politikern ist abgerissen. Die Politiker suchen sich Theaterdirektoren, die ihnen ähnlich sind.

Über Kunstverständnis: Es ist eine österreichische Eigenart, daß man Begabungen niedertrampelt, um sie dann (nach ihrem Tod?) zu erheben und heiligzusprechen.

Über das Burgtheater und Burgschauspieler: Es gibt hier übermäßig viele Schauspieler, die modernes Theater nicht spielen wollen . . . Es ist absolut einmalig, daß hier Schauspieler dagegen sind, aber

bleiben und schön brav ihre Gage abholen.

Über das Verhältnis der Zeitungen zu ihm: Die ganze Wiener Presse-Öffentlichkeit hat jahrelang an meinem Abbau gearbeitet. Jetzt habe ich ihnen das Spiel verdorben, ich gehe selber. Wenn ich weg bin,

worüber werden sie schreiben? Aber ich kann ja hin und wieder herkommen und was machen.

Denn schließlich: Etwas Schöneres, als in dieser Wahsinnsstadt zu leben und Theater zu machen, gibt es nicht.