Zum Hauptinhalt springen

Theatermüde auch am Semmering?

Von Christina Böck

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 2 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Das beschauliche Städtchen an der Rax ist seit vielen Jahren Garant für eine kulturelle Sommerfrische. Die Festspiele Reichenau waren lange Jahre das Lebenswerk von Renate und Peter Loidolt. 2021 zogen sie sich zurück, Corona und ein kritischer Rechnungshofbericht ließen den Abschied bitter werden. Heuer wurde nun wieder Theater in Reichenau gespielt, nach zwei Jahren Pause und mit neuer Intendanz: Maria Happel. Nach so langer Zeit, in der die Loidolts eine bestimmte Ästhetik geprägt haben, die eine treue und zahlreiche Kundschaft an die Festspiele gebunden hat, eine Herausforderung. Happels Programmierung war denn auch eine, die man zweischneidig beurteilen konnte. Man könnte sagen, sie versuchte eine sanfte, sehr subtile Erneuerung, man könnte auch sagen, sie traute sich zu wenig.

Die aktuelle Saison hat nun eine Auslastung von 76 Prozent gehabt. Das klingt auf den ersten Blick ernüchternd, waren die Festspiele doch früher meist ausverkauft. Vielleicht war der Zeitpunkt des Neustarts kein guter. Die Theatermüdigkeit, die auch die Häuser in Wien beklagen, scheint sich auch beim Sommertheater bemerkbar zu machen. Dabei hätte man da noch eher erwarten können, dass die Zuschauer froh sind, dass es wieder losgeht. Zumal solche Theaterabende meist mit Erquickung verbunden sind. Haben die Menschen Theater-Gehen verlernt? Zumindest in Reichenau hat man jetzt ein Jahr Zeit, sich Lösungen für dieses Problem einfallen zu lassen.