)
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Theo Zwanziger war einmal ein verdienter Präsident des deutschen Fußballbundes. Bis er anfing, schnurstracks von einem Fettnäpfchen ins nächste zu stapfen, weil ihm offenbar die eigene Präsenz im Rampenlicht wichtiger wurde als die Lösung der anstehenden Probleme. Nun ist Zwanziger als DFB-Präsident seit mehr als einem halben Jahr Geschichte, doch das Scheinwerferlicht sucht er noch immer. Über die "Zwanziger Jahre", so der Titel seiner in der kommenden Woche erscheinenden Biografie, gibt es ja so einiges zu erzählen. Glaubt Zwanziger. Also verkündet er der Fußball-Öffentlichkeit, was diese vielleicht gar nicht wissen wollte: Etwa, dass Jürgen Klinsmann vor der Heim-WM 2006, die gemeinhin unter dem Titel "Ein Sommermärchen" firmiert, kurz vor dem Rausschmiss als Teamchef stand. Intern sei der Plan gewesen, Klinsmann bei einem schlechten WM-Verlauf kurzfristig durch Matthias Sammer zu ersetzen. Nun kann man freilich immer solche Überlegungen haben. Irritierend sind die in der "Bild" vorab veröffentlichten Auszüge aber schon, etwa wenn es heißt: "Zwar bekundete ich öffentlich meine Loyalität zu Jürgen Klinsmann, aber intern legten wir uns einen Plan B zurecht." Oder wenn er schreibt, dass dieser Plan B so geheim war, dass nicht einmal Sammer davon bescheid gewusst hat. Zwanziger hat also kein Problem damit, eine öffentliche Lüge zuzugeben - diejenigen, denen in Zukunft von wem auch immer der Rücken gestärkt wird, werden sich freuen. Und er findet es richtig, jemandem die Heim-WM anzuvertrauen, der nichts von seinem Glück weiß, sich somit nicht vorbereiten konnte. Sehr professionell und verantwortungsvoll ist das nicht. Aber irgendwie ziemlich Zwanziger.