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Die Rochade in der oberösterreichischen Volkspartei deutet auf ausgedünnte Personalreserven hin.
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Linz. Michael Strugls Abgang traf die oberösterreichische Volkspartei nicht unvorbereitet. Nur gut zwölf Stunden, nachdem der Wechsel von Landeshauptmann-Stellvertreter Strugl in den Verbund-Vorstand offiziell wurde, war Donnerstagfrüh die Nachfolge geregelt und sein Nachfolger bereits öffentlich präsentiert. Der Chef der landeseigenen Eurothermen, Michael Achleitner, folgt Strugl mit Jahresende an der Spitze des sogenannten Standort-Ressorts mit den Agenden Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung. Teil der Rochade ist auch Bildungs- und Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander, die etwas mehr als ein Jahr nach ihrem Eintritt in die Landesregierung Landeshauptmann-Stellvertreterin wird. Die Rochade zeigt, wie dünn die Personalreserve der oberösterreichischen VP in den letzten Jahren geworden ist.
Für das strategisch wichtige Standort-Ressort braucht es mit dem 49-jährigen Achleitner einen Quereinsteiger, der selbst "sehr überrascht" über das Angebot war, wie er bei seiner Vorstellung sagte. Er ist zwar ÖVP-Mitglied und im Wirtschaftsbund aktiv, meinte aber auch: "Politik war in der Lebensplanung nicht vorgesehen."
Für Landeshauptmann Thomas Stelzer bedeutet der Umbau einen Machtzuwachs. Er ist nun alleine für das Budget verantwortlich. Bisher musste er sich die Budgetgestaltung mit Strugl teilen, nachdem beide im Sommer 2016 in aller Öffentlichkeit um die Machtverteilung nach Pühringers Abgang gefeilscht hatten. Der damals noch amtierende Landeschef Pühringer hatte alle Mühe, die Debatte wieder einzufangen und einen Kompromiss zu schmieden. Aufgrund dieses Kompromisses der beiden Kronprinzen kam es für viele Beobachter überraschend, dass sich der schon damals mit einem Abschied liebäugelnde Strugl nun knapp zwei Jahre später doch aus der Politik verabschiedet.
Aus Sicht Strugls ist der Wechsel aber verständlich. Stelzer ist nach einem Jahr im Amt gut eingeführt, seine Umfragewerte sind gut. Gut möglich, dass der 51-Jährige Oberösterreichs nächster Langzeit-Landeshauptmann wird. Strugl ist mit bald 55 Jahren dagegen wohl am Ende der Karriereleiter im Land angelangt. Beim Verbund hat er die Chance, in absehbarer Zeit Vorstandschef Wolfgang Anzengruber nachzufolgen.
Allerdings kritisierten die Neos Strugls fliegenden Wechsel in einen staatsnahen Betrieb und kündigten eine parlamentarische Anfrage an. Die Bestellung Haberlanders kritisierte die SPÖ aufgrund ihrer Maßnahmen im ersten Jahr in der Regierung. Die Wahl der 36-Jährigen zu Stelzers Stellvertreterin ist ein Zugeständnis an die ÖVP-Frauen. Diese waren nach der Wahl 2015 leer ausgegangen.