Deutsche Kunden werden vom britischen Reiseveranstalter nicht voll entschädigt.
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Unschlagbare Angebote: Hurghada, sieben Nächte, all inclusive 439 Euro, Side und Alanya 374 Euro. Im Flughafengebäude Berlin Schönefeld werben Fotos von blauen Pools, gelben Stränden und grünen Palmen an der Glaswand des Reisebüros "Thomas Cook" um die Vorbeiziehenden. Die Reiselust sei ungetrübt, sagt ein Mitarbeiter des Unternehmens, der nicht namentlich genannt werden will. Die Insolvenz habe der Marke nicht geschadet, im Gegenteil: Kurz nach Bekanntwerden der Insolvenz des britischen Reiseveranstalters gab es viel zu tun. Denn wo Thomas Cook draufsteht, ist nicht nur Thomas Cook drin. Das Angebot von Thomas Cook selbst sowie von Neckermann, Öger Tours und Bucher Reisen wurde gestoppt, doch als Vollreisebüro können Kunden nach wie vor Pauschalreisen anderer Anbieter buchen.
Für all jene deutschen Urlauber, die bereits direkt bei Thomas Cook gebucht haben, schaut es aber weniger rosig aus, denn sie können nicht mit einer vollen Erstattung ihrer Zahlungen rechnen.
Die Versicherung Zurich Deutschland hatte die Reisen mit der deutschen Thomas Cook bis zu 110 Millionen Euro versichert. "Sie können davon ausgehen, dass dies bei weitem nicht reicht", sagte Zurich-Sprecher Bernd Engelien. Die Ersatzansprüche würden der versicherten Summe gegenübergestellt und quotiert. Wenn etwa die Schadenssumme doppelt so hoch ist wie die versicherte Summe, würden die Ansprüche zur Hälfte gedeckt. Bisher sei aber noch nicht klar, wie hoch die Schadenssumme und die Erstattungsquote sei, sagte Engelien. Betroffen sind Kunden, die beim Insolvenzantrag noch nicht unterwegs waren. Thomas Cook hatte alle Reisen bis 31. Oktober abgesagt, auch wenn sie schon angezahlt oder voll bezahlt waren.
Zunächst müssten Hotelrechnungen für Urlauber, die beim Insolvenzantrag schon unterwegs waren, sowie die Rückflüge bezahlt werden, so Engelien. Auch die Höhe dieser Summe sei noch nicht klar.
Noch 1000 Österreicher an den Zielorten
Von den 140.000 betroffenen Urlaubern der deutschen Thomas Cook seien bis Montagabend alle bis auf 17.000 zurückgebracht worden, sagte Engelien. Bis Anfang kommender Woche solle die Rückholaktion weitgehend abgeschlossen sein. Zurich gehe davon aus, dass dann nur noch 3000 Leute, teils Langzeiturlauber, im Ausland seien. Am Montag waren noch mehr als 1000 Österreicher in den Zielorten.
An einer Übernahme des deutschen insolventen Veranstalters gibt es derzeit wenig Interesse. Der Reisekonzern DER Touristik sagte am Dienstag ab, wenngleich großes Interesse daran besteht, dass der zu Thomas Cook gehörige Ferienflieger Condor weiter in der Luft bleibt. "Eine gesamthafte Übernahme von Condor kann ich mir nicht vorstellen. Eine anteilige Beteiligung würde ich aber nicht grundsätzlich ausschließen", sagte Zentraleuropa-Chef Ingo Burmester. Die Priorität aus Sicht von DER Touristik liege aber in einer "eigenständigen, dauerhaft erfolgreichen Airline".
Condor ist ein wichtiger Partner verschiedener Reiseveranstalter. Die Airline fliegt derzeit planmäßig. Sie hat im Gegensatz zu dem Reiseveranstalter keinen Insolvenzantrag gestellt, sondern ist in einem Schutzschirmverfahren. Damit soll verhindert werden, dass Geld an den insolventen britischen Mutterkonzern abfließt.
500 Hotels in Spanien vor dem Aus
In Spanien müssen nach Einschätzung der Branche hunderte Hotels wegen der Pleite sofort schließen. Der Präsident der Hotel- und Touristikvereinigung des Landes, Juan Molas, sprach am Montag von mindestens 500 betroffenen Einrichtungen. Die Lage könne "noch schlimmer werden, wenn die Regierung nicht sofort Gegenmaßnahmen ergreift", sagte Molas der Zeitung "Cinco Días".
Von den unmittelbar davon betroffenen spanischen Hotels sind nach Molas‘ Angaben hundert komplett von Thomas Cook abhängig, die anderen bezogen zwischen 30 und 70 Prozent ihrer Kunden über den britischen Reiseanbieter. Besonders von der Insolvenz betroffen sind die Kanaren und die Balearen.(ast)