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Thraker-Stadt Seuthopolis wird aus Stausee gerettet

Von Elena Lalowa

Wissen

Bulgarien will fast völlig erhaltene antike Stadt zu Attraktion für Touristen machen. | Sofia. (dpa) Auferstanden aus den Fluten. Nach diesem Motto wird die Thraker-Stadt Seuthopolis in Bulgarien aus dem Wasser eines Stausees gerettet, der in kommunistischen Zeiten angelegt worden war. Die fast vollkommen erhaltene Residenzstadt dieses antiken Volkes, die von seinem König Seuthes III. 323 vor Christus gegründet worden war, liegt seit mehr als einem halben Jahrhundert auf dem Grund des Stausees Koprinka. Jetzt soll die einzigartige antike Stätte mit mehr als 150 Millionen Euro für Touristen und Archäologen wieder zugänglich gemacht und der Fehler der Kommunisten damit korrigiert werden.


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Dazu soll um die unter Wasser liegende antike Stadt ein 20 Meter hoher Betonring mit einem Durchmesser von 420 Metern entstehen. Die Ruinen von Seuthopolis sollen so trockengelegt werden. Das Projekt des renommierten bulgarischen Architekten Scheko Tilew sieht vor, dass Touristen das Gebiet mit einer Fläche von rund fünf Hektar mitten im Stausee besuchen können. An der Innenseite des Betonwalls soll eine Ausstellung über die Thraker zusammengestellt werden.

Seuthopolis liegt im mittelbulgarischen "Tal der thrakischen Könige", sieben Kilometer westlich der heutigen Stadt Kasanlak. Diese Gegend wurde von den Thrakern im Altertum besiedelt. Thrakien umfasste damals Teile des heutigen Bulgarien, Griechenland und der Türkei. "Seuthopolis gehört zur Schatzkammer des Weltkulturerbes", meint Architekt Tilew.

EU soll mitfinanzieren

Das Ministerium für Kultur in Sofia gab dem ehrgeizigen Vorhaben grünes Licht. Eine Arbeitsgruppe legte im Februar wichtige Details der Ausführung fest. Finanziert werden soll das Projekt durch die Europäische Union (EU) und sogenannte öffentlich-private Partnerschaften. Geldgeber aus dem benachbarten Griechenland, den Niederlanden sowie aus Kuwait hätten schon Interesse angemeldet, heißt es.

"Die Erforschung von Seuthopolis ist noch lange nicht abgeschlossen", freut sich die Archäologin Maria Tschitschkowa über das Projekt, das auch weitere Studien ermöglichen soll. Tschitschkowa war seit 1948 an den Ausgrabungen der "Stadt des Seuthes" beteiligt, bis die antike Siedlung im Jahr 1954 nach den Plänen der Kommunisten von dem Stausee überflutet wurde. Entdeckt wurde Seuthopolis während der Bauarbeiten. Die Archäologen hatten damals nur wenige Jahre Zeit, um Ausgrabungen zu machen und die entdeckten Gegenstände in Museen unterzubringen.

Bulgarien hofft, aus Seuthopolis eine Touristenattraktion zu machen. "Wir wollen ein Megaprojekt realisieren, das zur Visitenkarte der bulgarischen Kultur wird", schwärmt Architekt Tilew. Für touristisches Interesse dürfte auch die Lage von Seuthopolis mitten im "Tal der ölhaltigen Rose" beitragen, aus der das weltberühmte bulgarische Rosenöl gewonnen wird.