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Wien, Dienstag, 20.15 Uhr: In diesem Augenblick startet "24", das neue Fernseh-Epos aus den USA. Das TV-Gerät ist auf ORF 1 getunt und Antiterrorspezialist Jack Bauer (Kiefer Sutherland) spielt gerade mit seiner Tochter Schach, es ist exakt 00.03:25 Uhr kalifornischer Zeit. Innerhalb der nächsten 68 Sekunden wird er Schach matt gesetzt, bespricht sein zerrüttetes Eheleben und sieht sein Kind zum letzten Mal. All das verfolgen wir in Echtzeit mit. Die Uhr läuft unaufhaltsam. 1 Minute und 20 Sekunden später ist die Tochter weg, das Büro am Handy und der Held zischt zur Arbeitsstätte ab.
In einem Medium, das sich täglich neu erfindet, haben wir schon alles gesehen: Filme aus verschiedensten Perspektiven, mit unterschiedlichen Endsequenzen und nun - einmal mehr - in Echtzeit. Das Ziel ist immer gleich: Das Publikum soll mitfiebern und für Quote sorgen. "24" enthält die üblichen Thriller-Ingredienzien - Verschwörungstheorien, Entführungsdrama, Gut gegen Böse, Einzelkämpfermythos, Terrorismus, Sex, Gewalt und Liebe - in Überdosierung und wechselt rasant zwischen den verschiedenen Handlungen und Schauplätzen hin und her. Trotz des "Echtzeit"-Charakters sind die typischen Unnatürlichkeiten des Film-Genres geblieben: Auch um 2 Uhr in der Nacht sind die Darsteller munter & frisch, und der Glaube an die Allmacht des Computers ist immerwährend. Spannend ist es trotzdem, und wer daran Gefallen gefunden hat, kann mit dem Absagen der Abendtermine der nächsten Wochen beginnen. "24" dauert - apropos Echtzeit - doch länger als nur einen Tag.