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"Tiefe Betroffenheit"

Von WZ Online

Politik

Zahlreiche Personen des öffentlichen Lebens haben nach sich mit ersten Stellungnahmen zum Tod Jörg Haiders gemeldet. Während in Österreich das Prinzip de mortuis nil nisi bene galt, sieht man das Leben des aus Oberösterreich stammenden Kärntner Landeshauptmannes im Ausland kritischer.


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Der stellvertretende Landeshauptmann Gerhard Dörfler, sagte, Haider sei für ihn ein Lebensfreund gewesen. Mit den Worten "Jörg Haider war wohl der größte Kärntner, den es jemals gegeben hat", beschrieb Dörfler den geborenen Oberösterreicher Haider.

Lob von Länderseite

Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) würdigte insbesondere die Zusammenarbeit mit Haider in Sachthemen bei Bundesländerfragen.

Der steirische Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) meinze, Haider sei "ein sehr anerkannter Landeshauptmann-Kollege" gewesen, "der sich in den letzen Jahren mit viel Erfolg für den Süden Österreichs eingesetzt hat".

"Tiefen Respekt" vor seinem langjährigen Landeshauptmann-Kollegen brachte Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) zum Ausdruck. Haider habe viel sachliche Kompetenz in die Angelegenheiten der Bundesländer eingebracht, oft auch sehr polarisierend.

Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) nannte den Kärntner Landeschef einen "Ausnahmepolitiker", mit dem er "trotz weltanschaulicher Unterschiede eine gute Gesprächsbasis" hatte.

"Mit Landeshauptmann Jörg Haider verliert Österreich eines der größten politischen Talente der letzten Jahrzehnte, sagte Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ). Trotz so mancher Auffassungsunterschiede sei für sie erkennbar gewesen, dass für Jörg Haider vor allem in sozialen Fragen der Mensch im Mittelpunkt seines Handelns gestanden habe.

Weggefährten...

Rechnungshof-Präsident Josef Moser erklärte, mit Haider einen persönlichen Freund und Weggefährten zu verlieren. Haider habe ihn dazu bewogen, in der Politik zu arbeiten.

Ex-BZÖ-Generalsekretär Gerald Grosz erklärte, "Österreich habe nicht nur einen der größten Politiker verloren", sondern er auch "einen väterlichen Freund".

Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, ein langjähriger Weggefährte Jörg Haiders, meinte, er habe viel von Haider - der für ihn "immer ein Freund" gewesen sei - gelernt und sei "dankbar, ein Stück des Weges mit ihm gegangen zu sein".

Haider sei stets für "Politik mit Leidenschaft" gestanden, sagte Haiders frühere Weggefährtin Susanne Riess-Passer im Mittagsjournal. "Und zwar nicht nur die 'große Politik'", betonte die frühere Vizekanzlerin, die nach dem Crash von Knittelfeld die Partei 2002 verlassen hatte. "Was ihm immer die größte Freude gemacht hat, war der Kontakt mit den Menschen."

Ewald Stadler trauert um einen "politischen Ziehvater", schrieb der frühere FPÖ-Politiker, der erst im Sommer zum BZÖ gewechselt war, in einer Aussendung. Er sei "erschüttert und tief traurig" - und "einmal mehr froh darüber", dass es ihm "noch vergönnt gewesen" sei, sich mit seinem "langjährigen Freund Jörg Haider aussöhnen zu dürfen".

...Gegner

"Jörg Haider und mich trennten Welten in Inhalt wie im Stil der Politik. Gerade deshalb geht mir sein plötzlicher Tod sehr nahe. Jörg Haider war ein außergewöhnlicher Politiker, hochbefähigt, Menschen zu begeistern und für sich einzunehmen", sagte Alexander Van der Bellen, Klubobmann der Grünen.

"Er war eine kontroversielle Person und eine große politische Persönlichkeit", meinte der Obmann des Zentralverbandes slowenischer Organisationen in Kärnten, Marjan Sturm. Obwohl er in Volksgruppenfragen "viele Sträuße" mit Haider ausgefochten habe, würdigte er sein Engagement.

SPÖ: "Prägend"

SPÖ-Chef Werner Faymann bezeichnete Haider als Ausnahmepolitiker, der die Politik in Kärnten und darüber hinaus in ganz Österreich über Jahre hinweg geprägt habe.

Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) erklärte, der BZÖ-Chef habe die gesamte österreichische innenpolitische Landschaft über Jahrzehnte hinweg geprägt.

"Die oberösterreichische Sozialdemokratie bedauert das Ableben von Dr. Jörg Haider, der trotz aller politischen Auffassungsunterschiede sehr viel in Österreich bewegt hat", zeigte sich Landeshauptmannstellvertreter Erich Haider, Vorsitzender der SP OÖ, betroffen.

ÖVP: "Respekt"

Vizekanzler Wilhelm Molterer bezeichnete den BZÖ-Chef als eine Persönlichkeit, die in den letzten Jahren die Politik in Österreich mitgeprägt und mitgestaltet habe. Haider habe immer einen eindeutigen Standpunkt bezogen und sei jemand gewesen, der sich nie ein Blatt vor den Mund genommen und Dinge beim Namen genannt habe: "Dafür gebührt ihm großer Respekt."

ÖVP-Klubobmann Wolfgang Schüssel würdigte Haider als "hochbegabten Politiker mit Leib und Seele". Er hat seine Ziele stets mit Leidenschaft und großer Zielstrebigkeit verfolgt.

Außenministerin Ursula Plassnik (ÖVP) schrieb: "Obwohl ich persönlich mit vielen seiner Positionen inhaltlich nicht einverstanden war, ist Haider Anerkennung zu zollen für Manches, was er in der österreichischen Politik bewirkt hat."

Durch den Unfalltod von Landeshauptmann Jörg Haider sei eine außergewöhnliche politische Karriere tragisch beendet worden, erklärte Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl (ÖVP).

Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (ÖVP) erklärte, Haider habe "mit außergewöhnlichem Talent, aber auch hartem persönlichen Einsatz" Bedeutendes geleistet.

FPÖ: "Wertvolle Impulse""Auch wenn sich unsere Wege vor ein paar Jahren getrennt haben, so war Haider eine der prägendsten Politikerpersönlichkeiten der Zweiten Republik", erklärte FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache. Haider habe seit dem Jahr 1986 die österreichische Innenpolitik nachhaltig geprägt.

Der oberösterreichische FPÖ-Landesparteiobmann Lutz Weinzinger nannte den Unfalltod Haiders einen "Verlust für die politische Landschaft in Österreich".

FPNÖ-Landesparteiobfrau Barbara Rosenkranz erklärte: "Jörg Haider hat mit seinem außerordentlichen Können die Politik in unserem Land entscheidend geprägt. Österreich verdankt ihm wertvolle Impulse."

Kapellari: "Zuspruch und Widerspruch"

Der stellvertretende Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Bischof Egon Kapellari, sagte als ehemaliger Bischof der Diözese Gurk: "In den vielen Jahren meines bischöflichen Dienstes in Kärnten konnte ich ihm in Zuspruch und auch in manchem Widerspruch immer wieder begegnen und daraus ist auch eine private Verbundenheit mit seiner Familie erwachsen. Meine herzliche Anteilnahme gilt seiner Familie, besonders seiner Frau und seiner Mutter. Ich gedenke ihrer aller und besonders des Verstorbenen im Gebet".

Der Gurker Diözesanbischof Schwarz würdigte Haider als "außerordentliche politische Persönlichkeit von großer Begabung und mit besonderem Engagement" - die freilich im politischen Agieren "unterschiedliche Reaktionen" ausgelöst habe.

Kritische Sicht jenseits der Grenzen

Der Belgrader Sender B-92 machte Haiders "antisemitische Reden" für die "mehrmonatigen diplomatischen Sanktionen europäischer Staaten gegen Österreich" im Jahr 2000 verantwortlich.

Der Präsident der norditalienischen Region Venetien, Giancarlo Galan (PDL), nannte Haider "einen ehrlichen Freund Italiens und des neuen Europa".

Südtirols Landeshauptmann Luis Durnwalder (SVP) sagte, auch wenn man oft nicht einer Meinung gewesen sei, habe es zwischen Kärnten und Südtirol immer eine gute Zusammenarbeit gegeben. "Bedauerlich ist vor allem, dass wir in der Frage der Behandlung der slowenischen Minderheit in Kärnten diametral entgegengesetzte Positionen vertreten und keine gemeinsame Lösung gefunden haben", sagte er.

Im israelischen Rundfunk wurde der Lebensweg Haiders nachgezeichnet: Haider sei mit einem "Putsch" an die Spitze der FPÖ gelangt, indem er "nationalsozialistisches Gedankengut" verbreitet habe. Die Beteiligung seiner Partei an der Regierung habe die Beziehungen Österreichs zur EU belastet und zu einem Bruch der Beziehungen mit Israel geführt.