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Zuwanderinnen sind dreieinhalb Mal so oft arbeitslos wie Österreicherinnen.
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Wien. Der Zuzug nach Österreich ist weiblich. 58 Prozent aller Zuwanderer sind Frauen. Mehr noch: "Frauen bleiben im Gegensatz zu Männern eher dauerhaft in Österreich", unterstreicht Josef Kytir von der Statistik Austria. Um diese Personengruppe drehte sich am Dienstag die erstmals stattfindende Frauentagung "Genderzukunft - Potenzial von Migrantinnen in Wirtschaft und Arbeitsmarkt".
"Wien ist migrantisch. Wien ist weiblich." So leitete Amela Mirkovic, Mitglied des Frauenvereins Wuz ("Wir unternehmen Zukunft!"), der die Tagung organisierte, eine Podiumsdiskussion ein. Doch Migrantinnen falle der Einstieg in den Arbeitsmarkt doppelt schwer: Sie kämpften als Frau und als Migrantin. Die Studie "Migrantinnen auf dem Arbeitsmarkt" der Arbeiterkammer Wien belegt: Migrantinnen sind etwa dreieinhalb Mal so oft arbeitslos wie Österreicherinnen. Schlechte Deutschkenntnisse, die schwierige Anerkennung von im Herkunftsland erworbenen Qualifikationen, kaum Erfahrung am heimischen Arbeitsmarkt und fehlende Netzwerke seien ihre größten Herausforderungen - so der Tenor der Debatte.
Ein zentrales Thema war die tiefe Bildungskluft innerhalb der Zuwanderinnen. Viele befinden sich entweder am oberen oder unteren Ende der Bildungsabschlüsse. Diese Polarisierung konnte nicht begründet werden. Ob Nostrifizierungsschwierigkeiten ausschlaggebend sind, blieb unklar, da nur 17 Prozent der Migrantinnen im letzten Jahr Nostrifizierungsansuchen gestellt haben - zu wenige, um eine repräsentative Aussage zu ermöglichen. Freilich: Nur die Hälfte aller Ansuchen werden positiv beantwortet.
Eines ist klar: Vom Bildungsgrad migrantischer Frauen kann man in der Regel auf ihre Erwerbstätigkeit schließen. Wie Daten der Statistik Austria belegen, weisen Zuwanderinnen mit besonders niedrigem Bildungsgrad auch eine niedrigere Erwerbsbeteiligung auf. Hier findet man besonders häufig die klassischen Berufs-Stereotypen bestätigt. Etwas mehr als die Hälfte aller Frauen, die aus dem "ehemaligen Jugoslawien" oder aus der Türkei stammen und einen niedrigen Bildungsstand haben, arbeiten als Reinigungs- oder Hilfskraft.
Auffallend ist hingegen die Situation der Iranerinnen: 31 Prozent haben in Österreich eine höhere Position inne. Die hohe Bandbreite von Migrantinnen müsse berücksichtigt werden, es brauche für sie daher spezifische Maßnahmen, waren sich AMS und WAFF (Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds) einig.
Die junge Generation ist in der Regel erfolgreicher
Die Diskriminierung am Arbeitsplatz stellt für Angela Ivesic vom Beratungszentrum für Migrantinnen eine besondere Bürde dar. Sie betreffe nicht nur das Berufsleben. "Diskriminierungen im Berufsleben wirken sich sehr negativ auf den psychischen und physischen Gesundheitszustand der Frauen aus."
Die Jobsituation von Frauen mit Migrationshintergrund ändert sich freilich generationenübergreifend. Die Arbeitsmarkt-Studie der Arbeiterkammer belegt: Je jünger die Migrantinnen sind, desto kleiner werden die Unterschiede zu Inländerinnen. Auch der Wille nach Weiterbildung sei höher.
"Frauen werden sowieso eher zur Bescheidenheit erzogen", meinte Grüne-Nationalratsabgeordnete Alev Korun. Migrantinnen dürften sich nicht weiter an eine Opferrolle binden und sich damit der Benachteiligung hingeben. Mit einem Zitat von Betty Ford schloss sie: "Frauen sollten immer Jobs anstreben, die eine Nummer zu groß sind."