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Fekter setzt auf Dialogreihe zum Thema Islam. | Wien. Innenministerin Maria Fekter setzt auf den Dialog mit Muslimen. Als Teil des Anfang des Jahres verabschiedeten Nationalen Aktionsplans Integration hat sie unter dem Titel "Islam.Menschen.Dialog" eine Reihe von Gesprächen mit Experten, Interessensvertretern und Bürgern zu dem Thema gestartet - am Freitag fanden Workshops mit Experten aus der Schweiz und Deutschland statt.
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Dabei wurden Punkte wie die Rolle des Islam, das Integrationsverständnis von Muslimen, die Rolle der Frauen sowie Islamismus angesprochen. Die Kluft zwischen den mehr als 500.000 Muslimen in Österreich (6,2 Prozent der Gesamtbevölkerung) und der Mehrheitsgesellschaft sei tief, so Fekter am Freitag.
Etwa gebe es bei gebürtigen Österreichern "großes Unwissen über den Islam". Gleichzeitig seien die Gesetze des Islam für die Hälfte der Muslime "bestimmter ethnischer Herkunft" wichtiger als jene Österreichs. Laut einer GfK-Studie aus 2009 sind 58 Prozent der Muslime aus der Türkei religiös-politisch orientiert, bei bosnischen Muslimen ist ein ebenso hoher Anteil säkular orientiert.
Die Ergebnisse des Dialogs, der auch 2011 weitergeführt werden soll, werden laut Fekter in die Umsetzung des Nationalen Aktionsplans einfließen. Ziel sei es auch, Best-Practice-Modelle aus dem Ausland zu übernehmen.
Rot-Weiß-Rot-Card geht in Begutachtung
Darunter falle die Deutschpflicht vor der Zuwanderung, die es in Deutschland bereits seit 2006 gebe. In Österreich ist diese an die Rot-Weiß-Rot-Card gekoppelt, die kommende Woche in Begutachtung gehen soll.
Ein Teil des Aktionsplans ist auch der Expertenrat unter der Leitung des Regionalforschers Heinz Fassmann, der im Juni seine Arbeit aufgenommen hat. Ziel dieses Gremiums sei es, den Aktionsplan in "konkrete Rezepte" zu überführen, sagte Fassmann zur "Wiener Zeitung". Die Experten beziehen dazu auch Entscheidungsträger wie die Sozialpartner ein, um eine möglichst breite Basis zu erreichen. Erste Ergebnisse sollen spätestens im Frühjahr 2011 vorliegen.
Fassmann: "Illusioneiner schnellen Lösung"
Fassmann warnte aber "vor der Illusion der schnellen Lösung". Integrationsprozesse seien langanhaltend und möglicherweise nie abgeschlossen. Der Expertenrat wolle das Thema versachlichen und die Ungeduld der Politik bremsen. Denn "die Politik ist manchmal sehr ungeduldig, auch der türkische Botschafter ist sehr ungeduldig", erklärte Fassmann.
Apropos türkischer Botschafter: Zu den Attacken Kadri Ecvet Tezcans meinte Fekter, bereits bei seinem Antrittsbesuch sei es "sehr deftig" zugegangen - "er hat mir damals schon gesagt, dass ich auf dem falschen Posten bin". Positiv an den Aussagen sei aber, dass man jetzt intensiv über das Integrationsthema diskutieren und auch Probleme ansprechen könne. Noch vor einem Jahr seien die Worte "Defizit" und "Problem" aus dem Nationalen Aktionsplan "herausreklamiert" worden - sonst hätte man ihn nicht durch den Ministerrat gebracht.
Tezcan wird übrigens offenbar nicht von seinem Posten abberufen. Wien habe dies nicht verlangt, hieß es aus Ankara.