Neuer Bank-Chef sieht Liquiditätskrise mittlerweile gebannt. | Bund übernimmt befristete Bürgschaft. | Wien. Ohne promptes Einspringen der Republik wäre die Kommunalkredit Anfang November 2008 mit Getöse zusammengebrochen. Hätte der Bund nicht die Zwangsverstaatlichung verfügt, wären ihre damaligen Eigentümer, Volksbank AG und De xia (Belgien), mit in die Tiefe gerissen worden.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Ende Dezember - als die Übernahme offiziell erfolgte (für symbolische zwei Euro) - klaffte bei der durch Fehlspekulationen schwer angeschlagenen Bank eine riesige Liquiditätslücke von 5,3 Mrd. Euro. Diese "hätte bis März 2009 neun Milliarden erreicht", sagte Kommunalkredit-Chef Alois Steinbichler, der im Herbst für den gefeuerten Reinhard Platzer gekommen war, am Dienstag bei der Bilanzvorlage.
Mittlerweile sei die Liquiditätslage aber stabil. "Zwischen November und jetzt haben wir neun Milliarden an flüssigen Mitteln aufgestellt", so Steinbichler. Geld hat sich die Bank unter anderem über staatsgarantierte Anleihen besorgt.
Wie unbarmherzig die Finanzkrise bei der Kommunalkredit zugeschlagen hat, zeigt die Bilanz für das vergangene Jahr. Denn unterm Strich summierte sich der Verlust auf 1,45 Mrd. Euro - ein im heimischen Bankensektor bisher einzigartiger Wert.
Die Republik als Bürge
Ohne eine zunächst bis 30. September befristete Bürgschaft des Bundes über 1,21 Milliarden, die erst letzten Freitag unterzeichnet wurde, um die Bank überhaupt bilanzfähig zu machen, hätte der Abgang sogar 2,66 Mrd. Euro betragen. Und ohne diese Haftung wäre auch das Eigenkapital negativ gewesen. Die Bank hätte dann zusperren müssen, räumte Steinbichler ein.
Grund für den größten je eingefahrenen Verlust eines österreichischen Bankinstituts waren nicht-realisierte Bewertungsverluste in Höhe von knapp zwei Mrd. Euro - und zwar bei speziellen Finanzprodukten und Wertpapieren. Unwiederbringlich weg sind indes fast 600 Mio. Euro. Darunter fallen Auflösungskosten von 176,5 Mio. Euro für das Dexia-Kom-Paket, weitere 176,5 Millionen auf Island-Papiere, 44,8 Millionen auf Lehman Brothers und 18,2 Mio. Euro auf Washington Mutual. Auf diese Posten erstreckt sich auch die Bürgschaft des Staates, um sie in der Bilanz 2008 werthaltig zu machen.
Reift die Bürgschaft Ende September ohne Ersatz ab, müsste die Kommunalkredit diese Posten im Gesamtausmaß von 600 Mio. Euro voll abschreiben. Womit für die heurige Bilanz schon vorab ein Verlustpotenzial in diesem Ausmaß droht. Darum feilt die Bankführung zusammen mit dem Finanzministerium gerade an einem Restrukturierungsplan, der auch in Brüssel angemeldet werden muss. Wie es mit der auf Gemeindefinanzierungen spezialisierten Bank (rund 330 Mitarbeiter) weitergeht, soll in naher Zukunft klar sein. Ob der Staat Teile der Bank veräußern wird, ist daher noch offen.