Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
David Haye hat man wegen seiner Fotomontage mit den abgeschnittenen Klitschko-Köpfen gekannt, lange bevor er gegen den Jüngeren der beiden Brüder im Ring verlieren durfte, und Mike Tyson hat man vor allem als Boxer mit Hang zum Kannibalismus und seiner Vorliebe für Ohrwascheln in Erinnerung. Derlei Geschmacklosigkeiten, so grauslich sie auch sind, gehören offenbar zum Geschäft, auch Dereck Chisora hat es vor dem WM-Kampf gegen Witali Klitschko noch einmal angekurbelt, indem er seinem Gegner bei der Abwaage eine Tachtel verpasst hat. Die durchschnittlich 12,88 Millionen Menschen, die Samstagnacht auf RTL bei Klitschkos Punktesieg dabei waren, beweisen, dass Schwergewichts-Kämpfe im Allgemeinen und die Shows der beiden den Deutschen liebsten Ukrainern im Speziellen noch immer ziehen. Die Frage ist, wie lange noch. Der Sieg war unspektakulär, Klitschko - selbst wenn man seine nachher diagnostizierte Schulterverletzung entschuldigend in Betracht zieht - nicht der Alte, und Chisora und Haye, gegen die die Polizei wegen ihrer Prügelei bei der Pressekonferenz nach dem Kampf ermittelt, wird man wohl länger nicht im Ring sehen. Das zumindest ist zu hoffen. Denn mit den nächtlichen Ereignissen wurde der Tiefpunkt des Schwergewichts-Boxens, der immer wieder beklagt wird, noch einmal spielend unterschritten. Offenbar sehen die Protagonisten angesichts der K.-und-K.-Dominanz keine andere Möglichkeit, Aufmerksamkeit zu erregen. Dabei schaden sie freilich vor allem ihrer eigenen Branche. Doch nach dem ersten Schock meldete sich am Dienstag nun Witali Klitschko zu Wort, er wolle noch einmal gegen Chisora kämpfen. Dabei sollte er sich mit 40 Jahren langsam überlegen, ob er da noch mitmachen will. Nötig hätte er es längst nicht mehr.