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Tiere sind die besseren Menschen

Von Judith Belfkih

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Am Anfang war Schnappi. Das unerträglich oft und ausdauernd besungene kleine Krokodil. Es folgten ebenso possierlich wie putzige, jedoch wesentlich realere Medien-Lieblinge. Auch Knut, dem Berliner Eisbären, wurden Lieder geschrieben. Klein-Panda Fu Long immerhin fotografiert und von Besuchern bestürmt.


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Mittlerweile ist der Trend, Tiere zu Medienstars zu machen, auf einer höheren Ebene angelangt. Krake Paul kann man kaum als herzig bezeichnen. Seine Vorhersagen für den Ausgang der Fußball-WM-Spiele machten ihn dennoch zum Star. Und brachten ihn in die seriösesten Feuilletons.

Jüngstes Tier im Bunde ist Heidi. Das Opossum ist US-Amerikanerin, lebt jedoch seit 2008 in Deutschland. Sie hat hervorstehende Augen und schielt erbärmlich. Mit knapp drei Jahren hat sie bereits eine Homepage im Zoo von Leipzig und einen Wikipedia-Eintrag. Bei Heidis Pflegern ist jetzt die Anfrage eingelaufen, ob sie nicht die Oscar-Verleihung für einen US-Sender präsentieren könnte. Auch eine Live-Schaltung wäre möglich. Wer ihren Moderationstext schreiben soll, ist noch unklar.

Tiere sind die beliebteren und dankbareren Medienstars. Sie können sich nicht wehren. Und sie erfüllen in einer Zeit, in der medial und politisch nur noch schwer zu unterscheiden ist, was nun stimmt oder doch nur erfunden ist, ein Grundbedürfnis des Menschen: die Sehnsucht nach Wahrheit. Denn - Tiere lügen nicht.