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Die in Vorarlberg veröffentlichten Bilder aus Schweinemastbetrieben sind - wie es auch der dortige Landesveterinär ausdrückte - eine Schande. Weder den Tieren ist so etwas zuzumuten, noch den Konsumenten, so ein Fleisch zu essen. In der Regierung gibt es Verhandlungen zwischen dem - der ÖVP zugehörigen - Landwirtschaftsminister und dem Gesundheitsminister, der von der SPÖ gestellt wird. Es geht dabei darum, die Stall-Bedingungen zu verbessern - derzeit dämmern die Tiere in engen Kästen ihrer Schlachtung entgegen. Eine Einigung gibt es deshalb noch nicht, weil sich der eine vom anderen nichts vorschreiben lässt.
Nun mögen solche kleinlichen Machtkämpfe zum politischen Geschäft gehören, aber Faktum bleibt, dass die Massenzucht erst eine Ende hat, wenn sich die beiden geeinigt haben.
Die Landwirtschaft redet sich gerne darauf aus, dass der Lebensmittelhandel billiges Fleisch verlangt. Die Produktionsbedingungen dürften also nicht zu straff sein, die Bauern würden sonst kein Geld mehr verdienen. Und der Einzelhandel erklärt, die Konsumenten wären nicht bereit, mehr Geld für Fleisch auszugeben.
Das ist ein gutes Argument, auch weil es allen Beteiligten erlaubt, alles so zu belassen wie es ist. Nun hat der frühere Landwirtschaftsminister und EU-Agrarkommissar Franz Fischler das mittlerweile vergessene Motto geprägt, wonach Österreich der Feinkostladen Europas sein könnte. Die Möglichkeitsform besteht bis heute.
Zwei Ministerien, die derselben Regierung angehören, sollten aber doch am selben Ende des Stricks ziehen. Wenn die Feinkostladen-Idee Teil des Regierungsprogramms wäre (schon wieder Konjunktiv!), wird es auch möglich sein, mit dem Lebensmittelhandel Bedingungen auszuhandeln, die allen ein Auskommen ermöglichen.
Mindestvorschriften gibt es ja in anderen Branchen auch. So würde es Autos deutlich billiger machen, wenn der Motor keinen Katalysator hätte oder das Chassis ohne Aufprallschutz gebaut werden würde. Niemand kommt aber auf eine derart hirnrissige Idee.
Also ist anzunehmen, dass es auch in der Landwirtschaft Mindestnormen geben kann, die sowohl dem Tierschutz, als auch der Versorgung der Bevölkerung entsprechen. Übrigens steigt die Zahl der Vegetarier - obwohl Gemüse und Obst nachweislich sauteuer geworden sind.