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Tierschützer gegen Kreuzfahrtschiffe

Von Gerald Jatzek

Wissen
In der natürlichen Umgebung legen Meeresschildkröten weite Strecken zurück.
© Fotolia/Malbert

Hinter Touristenattraktionen steht oft eine grausame Realität.


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Wien. Die NGO World Animal Protection hat eine Petition gegen den größten Kreuzfahrtveranstalter der Welt gestartet. Carnival Cruise Lines arbeitet eng mit dem Cayman Turtle Centre zusammen, das bedrohte Meeresschildkröten als Streicheltiere und für den Verzehr züchtet. Das Unternehmen lebt praktisch ausschließlich vom Tourismus. Etwa drei Viertel der jährlichen Besucher sind Passagiere von Kreuzfahrten, ein guter Teil von Carnival - Besucher, die Spaß an Selfies mit den urtümlichen Tieren haben. Die grausamen Lebensbedingungen entgehen ihnen zumeist.

Während Meeresschildkröten in ihrer natürlichen Umgebung oft Tausende Kilometer pro Jahr zurücklegen und bis 140 Meter tief tauchen können, leiden sie in dem Zentrum unter der Enge und grausamen Bedingungen. Die Untersuchungen der Umweltschützer zeigen, dass rund 8.000 Tiere im seichten Wasser zusammengepfercht krank und apathisch leben. Die räumliche Enge führt zu genetischen Defekten. Die unzureichende Ernährung hat kannibalistisches Verhalten zur Folge.

Gegen die Angriffe von Tierschützern wehrt sich das Management der Touristikwebseite TripAdvidsor mit dem Hinweis, dass man mit der Zucht eine "tief verwurzelte Küchentradition" ermögliche und somit den illegalen Fang von Schildkröten verhindere.

Laut einer Studie der Universität Oxford besuchen jährlich 110 Millionen Menschen grausame Attraktionen mit wilden Tieren. In den meisten Fällen ist ihnen dies nicht bewusst. Zu den missbräuchlichen Praktiken gehört, dass Jungtiere den Müttern weggenommen werden, um sie möglichst effektiv abzurichten. In vielen Fällen werden Tricks und passives Verhalten für Selfies mit Schlägen eingelernt. Zu den schlimmsten Einrichtungen gehören Themenparks mit Bären, Elefanten und Tigern.

World Animal Protection hat im Rahmen der Kampagne "Wildtiere sind keine Entertainer" bereits zahlreiche Reiseveranstalter dazu bewogen, Shows und Streicheltermine mit den Tieren aus ihren Angeboten zu nehmen.