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Tipps zur falschen Berufswahl

Von Walter Hämmerle

Politik

Zu den großen segensreichen Folgen unseres marktwirtschaftlich-kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems zählt zweifellos der Boom im Segment "angewandte Lebenshilfe". Für alles und jeden finden sich die entsprechenden Tipps. Was aber bis jetzt gefehlt hat, war eine seriöse Anweisung, richtig gut das Falsche zu machen. Diese Lücke will die "Wiener Zeitung" nun zumindest für einen kleinen Bereich schließen. Lesen Sie daher unsere zehn besten Tipps, wie Sie erfolgreich die falsche Berufswahl treffen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

1. "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm." Alte Sprichwörter können nicht fehlen, deshalb gilt: Ein Tritt in die Fußstapfen der Eltern hat noch selten geschadet, warum also ausgerechnet Ihnen.

2. "Wenn'st nicht weißt, was studieren, studier' Jus, denn Juristen kann man immer brauchen." Stringenter Logik kann man selten noch etwas Sinnvolles hinzufügen, also lassen wir das.

3. Die Alternative für junge Frauen mit langfristiger Perspektive: "Studier' doch einfach Medizin, dann kannst an Mediziner heiraten." Dank des Massenansturms auf die Medizin-Unis sollte es zumindest am Angebot nicht scheitern.

4. Sie haben gerne viel Ferien? Am besten gleich drei Monate? Wohlan, etwas Besseres als Lehrer zu werden, gibt es für Sie nicht. Das mit den Schülern regelt sich schon irgendwie.

5. In Gemeinschaft lebt es sich erheblich leichter. Halten Sie sich deshalb an das, was Ihre besten Freunde machen. Das kann auch für Sie nicht völlig falsch sein, wofür hat man schließlich Freunde, noch dazu wenn es die besten sind!

6. Nichts ist wichtiger im Leben, als vorausschauend zu denken. Frauen lassen erfahrungsgemäß viel Geld beim Frisör, Männer in der Autowerkstatt. Was liegt also näher, als Frisörin oder Automechaniker zu werden? Eben. Sie werden sich enorme Summen sparen. Und ihre Freunde und Bekannten werden Sie lieben.

7. Sie sind jung, nennen eine Garage ihr eigen, die noch dazu nicht als Auto-Abstellplatz zweckentfremdet wird? Glück muss man haben! Kaufen Sie sich umgehend das nötige technische Gerät und gründen Sie eine Software-Firma! Versprechen Sie nie zu wenig, dann wird es auch nicht an den Finanzen scheitern.

8. Sie wollen gern überall angesehen und noch dazu erfolgreich sein? Gratuliere, auf Sie haben wir gewartet. Sie sind einfach zum Chef prädestiniert. Etwas härter wird es allerdings, wenn Sie über die gleichen Qualifikationen verfügen und eine Frau sind. In diesem Fall gilt: Immer nett lächeln und sich nicht unterkriegen lassen.

9. Lassen Sie das Schicksal entscheiden! Tausende Österreicher und Österreicherinnen setzen Woche für Woche ihre Kreuze bei 6 aus 45. Die Wahrscheinlichkeit auf die Lottomillion liegt lediglich bei 1 zu 5 Millionen. Trotzdem gibt es Woche für Woche einen Lottomillionär. Warum sollte das selbe nicht auch bei der Immatrikulation funktionieren. Schreiben sie intuitiv eine Studienkennzahl aufs Inskriptionsformular und vertrauen Sie darauf, dass Ihnen das Schicksal ein passendes Studium beschert.

10. Unkonventionell denken! So viele Menschen machen sich Stress und bemühen sich um eine Anstellung. Dabei gilt auch hier der Satz: Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss eben der Prophet zum Berg kommen. Seien Sie der Berg. Bleiben Sie zu Hause und warten Sie. Der Anruf mit dem Traum-Jobangebot kommt bestimmt . . .