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Tirol fast wie Schweiz beim Wohnen

Von Karl Ettinger

Politik
© adobe stock / pixelleo

Mietkosten sind neben der Teuerung aktuell das größte Problem. Schwarz-Grün setzt auf Bauland-Sicherung.


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Studenten aufgepasst! 2-Zimmer-Wohnung in der Sillgasse (WG-geeignet). Um eine monatliche Gesamtmiete von knapp 1.000 Euro wird die 70-Quadratmeter-Einheit nahe dem Innsbrucker Uni-Campus von einer Immobilienvermittlung angeboten. Samt windschiefen Stockbett auf einem Foto. "Gepflegt", heißt es zum Zustand.

Nicht nur zehntausende Studenten bekommen zu spüren, dass zwar nicht das Pflaster, aber Wohnraum in der Tiroler Landeshauptstadt teuer ist. Wohnungssuche sei generell "richtig schwierig", erzählt eine Familie beim Bummeln im Zentrum.

"Die Leistbarkeit ist schon ein Thema", pflichtet ein Innsbrucker bei, der nun beruflich im auch nicht gerade billigen Zürich tätig ist, aber gute Kontakte in seine Heimatstadt hat. Trotz guter Anstellung sei es für Bekannte nicht einfach gewesen, eine Wohnung zu finden, weil Mieten und Preise "explodiert" seien: "Da sind wir schon fast bei Schweizer Preisen."

Mieten stiegen stark

Was der Tiroler auf Heimaturlaub der "Wiener Zeitung" schildert, wird durch jüngste Zahlen der Statistik Austria untermauert. Demnach stiegen in Österreich die durchschnittlichen Mieten samt Betriebskosten für Hauptmietwohnungen von 551,3 Euro im ersten Quartal 2021 auf 574,3 Euro im zweiten Quartal 2022. In Tiroler ging es deutlich rasanter mit den Wohnkosten bergauf: von 614,6 auf 665,5 Euro.

Ein Hauptgrund ist schnell gefunden. In Tirol steht nur wenig bebaubare Wohnfläche zur Verfügung. Mit 130.000 Einwohnern ist Innsbruck nicht nur die weitaus größte Stadt Tirols, sondern auch die fünftgrößte in Österreich nach Wien, Graz, Linz und Salzburg.

Die Wohnmisere setzt sich nahtlos im Umland inntalabwärts über Hall und Wattens und Richtung Westen über Völs und Telfs fort. Überall gibt es Sorge und Klagen, dass es für Junge keine günstigen Wohnungen gebe und der Traum vom Eigenheim ohne kräftige Unterstützung der Eltern Illusion bleibt. Ähnlich ist die Problematik in Wintersport- und Urlaubsorten wie Seefeld und Kitzbühel wegen der Nähe zu Bayern.

Jene Studenten aus Deutschland, die in Innsbruck studieren und wie viele Einheimische Berge und Natur praktisch vor der Haustür genießen, tragen ebenfalls zur Verschärfung der Lage bei. Kein Wunder, dass Tiroler in Umfragen galoppierende Teuerung und hohe Wohnkosten klar als Hauptproblem nennen und sich von den Tiroler Parteien, die am 25. September zur Landtagswahl antreten, Lösungen erwarten.

Die ÖVP als Landeshauptmannpartei verspricht in ihrem Wahlprogramm, an mehreren Punkten von der Raumordnung bis zur Leerstandsabgabe den Hebel anzusetzen. Zentraler Punkt ist ein Ausbau des Tiroler Bodenfonds, der nicht nur strategisch Grundstücke für die öffentliche Hand aufkaufen soll, um der Spekulation entgegenzuwirken, sondern auch Gebäude zur Sicherung des Wohnbedarfs für die heimische Bevölkerung sichern soll.

Grüne frontal gegen Neos

Die Grünen, seit 2013 Koalitionspartner der ÖVP, wollen, dass Tiroler Gemeinden verpflichtet werden, Bauland für sozialen Wohnbau zu widmen, die Leerstandsabgabe soll erhöht werden, Mietzinsbeihilfen müssten viel rascher ausgezahlt werden. Im Gegensatz dazu sind die Neos für die Abschaffung der beschlossenen Leerstandsabgabe, weil der bürokratische Aufwand in keinem Verhältnis zur Marktbelebung stehe.

Die SPÖ möchte, dass maximal ein Viertel des Haushaltseinkommens fürs Wohnen aufgeht. Mit einem landesweiten Punktesystem soll in jeder Gemeinde ein Mindestmaß an Gemeinde- oder geförderten Wohnungen sichergestellt werden. Chaletdörfer müssten sogar verboten werden.

Die FPÖ will die "Gebührenbremse" ziehen, um Wohnen günstiger zu machen. "Grenzenlosem Zuzug" wird wenig überraschend eine Absage erteilt.