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Tirol setzt Postenkarussell in Gang

Von Brigitte Pechar

Analysen

Van Staa bleibt und bildet mit der SPÖ eine Koalition. | Oder: Platter wird Landeshauptmann und bildet mit Dinkhauser die Regierung. | Das Erdbeben bei der Tiroler Landtagswahl könnte ein Postenkarussell in Gang setzten, das auch die Bundesregierung in Wien betrifft. Alles hängt davon ab, ob Landeshauptmann Herwig van Staa seine Partei davon überzeugen kann, dass er trotz des Verlusts von fast zehn Prozentpunkten für die ÖVP weiterhin der Richtige ist.


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Variante eins: Van Staa bleibt. Dann dürfte der Wahlsieger Fritz Dinkhauser leer ausgehen. Denn eine Unterstützung van Staas hat der aufmüpfige Schwarze immer dezidiert ausgeschlossen. Außerdem könnten die anderen Parteien der ÖVP und Dinkhauser Wählertäuschung vorwerfen - nach dem Motto "divide et impera".

In diesem Fall könnte die SPÖ wieder ins Spiel kommen. Trotz ihrer Wahlschlappe scheint die Tiroler SPÖ keine wirklichen Personalreserven zu haben. Außerdem ist man dort davon überzeugt, dass nicht m an selbst, sondern die Bundes-SPÖ die Landtagswahl vermasselt hat.

Variante zwei: Van Staa geht. Sein härtester Widersacher ist schon seit der Obmannwahl 2001 Tirols ÖAAB-Chef und Innenminister Günther Platter. Das Match Bauernbund-ÖAAB ist am Wochenende eindeutig zugunsten des ÖAAB ausgegangen. So gestärkt ist es möglich, dass Platter seinen Traum, als erster Mann Tirols in seine Heimat zurückzukehren, in Erfüllung geht.

Gesundheitslandesrätin Elisabeth Zanon scheint aus dem Rennen zu sein. Sie hat sich offensichtlich ohne Absicherung, wie man das in solchen Fällen üblicherweise tut, und ohne Not zu früh um den Landeshauptmannsessel beworben. Eine Kaderpartei wie die ÖVP sieht so etwas nicht gerne. Die Strafe folgt auf dem Fuß: Zanon wird von der Partei erst gar nicht gefragt werden.

Eine Entscheidung für Platter hätte eine ÖVP-Regierungsumbildung auf Bundesebene zur Folge. Es ist kein Geheimnis, dass die Niederösterreicher mit Landeshauptmann-Stellvertreterin Johanna Mikl-Leitner eine Fixstarterin für das Innenressort haben. Sie wäre nach Liese Prokop die zweite Frau an der Spitze der Exekutive.

Dieser Wechsel wiederum könnte für Zanon doch noch sein Gutes haben, denn bei einer Regierungsumbildung gilt sie als Kandidatin für die Nachfolge von Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky. Zanon und Kdolsky verbindet, dass sie beide Ärztinnen und Stellvertreterinnen von ÖVP-Chef Molterer sind.

Der ÖVP-Vorstand tagte am Montag erst am späten Abend, ein Ausgang war ungewiss.

Ebenfalls getagt haben die Grünen, wobei Spitzenkandidat Georg Willi zwar die Vertrauensfrage gestellt hat, aber weitermachen will. Offen bleibt, ob die Grünen van Staa unterstützen, was diesem weiteren Handlungsspielraum geben könnte.

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