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Todesurteil: Kapuzenpulli

Von Bernhard Baumgartner

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Der US-Sender Fox News ist für sein stures Beharren auf absurden Standpunkten bekannt. Dass das mitunter mehr als seltsame Blüten treibt, zeigt nun der Fall des von einem selbst ernannten Nachbarschaftswächter erschossenen Teenagers Trayvon Martin in Florida. Der berüchtigte TV-Moderator Geraldo Rivera ortet nämlich die Ursache für den tödlichen "Irrtum" im Kapuzenpullover, den der Jugendliche trug. Dieser ist für Rivera offenbar ein klares Erkennungsmerkmal eines Gangsters: "Meiner Meinung nach war der Kapuzenpulli mindestens ebenso sehr für den Tod von Trayvon Martin verantwortlich wie der Schütze", sagte der für seine kontroversiellen Bemerkungen bekannte Moderator. Mit dem Bekleidungsstück habe sich Martin wie ein Gangster bekleidet. Folglich dürfe sich der junge Mann, der lediglich vom Einkaufen kam, nicht wundern, dass man ihn auch wie einen Gangster behandle.

Dass die Bekleidung eines Menschen vermeintlich Mitschuld an Verbrechen ist, ist in der Argumentation ja nicht neu. Immer wieder finden sich ja Menschen, die etwa behaupten, eine Frau sei selbst schuld an ihrer Vergewaltigung, da sie sich ja nicht so provokativ hätte kleiden müssen. Auch in europäischen Städten wurde bereits auf Männer geschossen, die sich "muslimisch" kleideten und daher in den Verdacht gerieten, Terroristen zu sein. Alle diese Fälle sind klar: Es wird versucht, dem Opfer eine Mitschuld anzuhängen und es so zum Mittäter am eigenen Tod zu machen. In den USA, aber auch in Europa. Das zeigt, wie weit perfide Ressentiments noch immer verbreitet sind.