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Sechs Nato-Soldaten unter den Toten. | Schlimmster Anschlag seit Ende Februar. | Neu Delhi. Bei einem schweren Anschlag auf einen Konvoi der Nato in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind am Dienstag mindestens 18 Menschen getötet und mehr als 50 verletzt worden. Ein Selbst-mordattentäter fuhr mit einen Toyota Minibus voller Sprengstoff zwischen die Fahrzeuge der Kolonne und detonierte dann seine Ladung. Unter den Toten sind auch sechs Nato-Soldaten, fünf davon Angehörige der US-Armee.
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Der Angriff ereignete sich auf der belebten Darulaman-Kreuzung nahe dem Parlament und einem Rekrutierungsbüro der afghanischen Armee, wo in der morgendlichen Rush-Hour viel Verkehr herrschte. Die meisten Toten und Verletzten sind afghanische Zivilisten.
Die Explosion war so stark, dass sie noch weit entfernt von der Stelle zu hören war. Zahlreiche Fahrzeuge wurden völlig zerstört, Metallteile meterweit durch die Luft geschleudert. Die Detonation riss einen drei Meter breiten Bombenkrater in den Boden. Die Polizei sperrte die Straße nahe dem Darulaman Palast ab, einem verfallenen Gebäude, in dem früher die afghanische Königsfamilie lebte.
Es war der schlimmste Terroranschlag in Kabul seit Ende Februar. Die radikal-islamischen Taliban bekannten sich später zur Tat. Der Attentäter habe 750 Kilo Sprengstoff in seinem Auto gehabt, behaupteten sie. Weil Kabul immer wieder Ziel solcher Angriffe wird, ist die Sicherheit in der Stadt in letzter Zeit verstärkt worden. Es gibt viele Straßensperren. Autos und andere Fahrzeuge im Stadtzentrum werden häufig kontrolliert. Doch der Anschlag zeigt erneut, dass die aufständischen Taliban, die gegen die Nato-Truppen kämpfen, immer noch in der Lage sind, die Hauptstadt anzugreifen und besonders Ausländer zu treffen.
Am Dienstagmorgen war auch eine Pressekonferenz von Präsident Hamid Karzai angesetzt, der über seinen jüngsten Besuch in Washington berichten wollte. Die Nato plant eine groß angelegte Offensive gegen die Taliban-Hochburg Kandahar im Süden des Landes. Gleichzeitig laufen Bemühungen, Teile der Taliban auf die Seite des Westens und der afghanischen Regierung zu ziehen, um den Aufstand zu spalten.
Präsident Karzai will in den nächsten Wochen eine Friedens-Jirga, eine traditionelle Stammesversammlung, abhalten, um Rückhalt für diesen Kurs zu gewinnen.