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Im Iran sterben 168 Menschen bei Tupolew-Absturz. | Maschine fing noch in der Luft Feuer. | Teheran/Wien. Die 153 Passagiere, darunter Journalisten und zehn Mitglieder der iranischen Judo-Jugendnationalmannschaft, und die 15 Crewmitglieder, hatten keine Überlebenschance. Noch bevor die Piloten einen Notlandeversuch unternehmen konnten, fing die betagte Tupolew Feuer und stürzte 120 Kilometer nordwestlich der iranischen Hauptstadt Teheran auf ein Feld. Augenzeugen zufolge "fiel die Maschine plötzlich vom Himmel" und ging nach dem Aufprall auf dem Boden vollständig in Flammen auf. Unmittelbar vor dem Absturz, der sich am Mittwochvormittag knapp 16 Minuten nach dem Start ereignete, hatten die Piloten noch technische Probleme gemeldet.
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An der Absturzstelle in der Nähe der Stadt Qasvin sprach der Leiter der Einsatzkräfte, Hossein Behsadpour, von einer "verheerenden menschlichen Tragödie", Polizeichef Massoud Jafari-Nassab berief eilends eine Pressekonferenz ein. "Es hat eine Explosion gegeben, die einen zehn Meter tiefen Krater im Boden hinterlassen hat. Schuhe, Kleider und Wrackteile lagen über den gesamten Unglücksort verstreut. Wir konnten nichts mehr tun", sagte Jafari-Nassab. Da die Insassen der Maschine bis zur Unkenntlichkeit verbrannt seien, werde die Identifizierung der Leichen schwierig werden.
Allerdings gab es bereits erste Vermutungen über die Ursache des Unglücks: "Das Flugzeug hat bereits in der Luft gebrannt", sagte Sirous Saberi von der Provinz-Verwaltung. "Der Pilot hat völlig richtig gehandelt und meldete eine Notlandung, doch es kam nicht mehr dazu", erklärte Saberi weiters.
Die Maschine der Caspian Airlines mit Flugnummer 7908 war auf dem Weg von Teheran in die armenische Hauptstadt Eriwan gewesen. Während am Mittwoch erste Angehörige am Unglücksort eintrafen, drückte Irans Präsident Mahmud Ahmadinejad den Hinterbliebenen der Opfer in einem Beileidsschreiben seine Anteilnahme aus.
Probleme bei Ersatzteilen
Caspian Airlines wurde 1993 als Joint-Venture vom Iran und Russland gegründet und bedient ihre Strecken mit russischen Flugzeugen. Bei der Unglücksmaschine handelte es sich um eine dreistrahlige Tupolew 154. Äußerlich ähnelt die Tu-154 der Boeing 727, dem bis zum Bau der Boeing 737 einst meistgebauten Düsenverkehrsflugzeug der Welt. Derzeit sind die iranischen Fluggesellschaften aber gerade dabei, die noch aus Sowjet-Zeiten stammenden und teils fast 40 Jahre alten Tupolews außer Dienst zu stellen.
Im Iran ist es in den letzten Jahren wiederholt zu Flugzeugabstürzen gekommen, da das Land wegen der Wirtschaftssanktionen seitens der USA keine Ersatzteile für seine Boing- und Airbus-Flugzeuge beschaffen kann und somit auch auf die veralteten Flugzeuge aus der ehemaligen UdSSR angewiesen ist. Im September 2006 starben dutzende Passagiere in der Gebetsstadt Mashad, als eine Linienmaschine in Flammen aufging. Im November 2006 kamen bei der Explosion einer Militärmaschine am Teheraner Mehrabad Flughafen 39 Menschen ums Leben.