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Nur auf zwei von hundert Äckern wird Soja angebaut. | Bisher je die Hälfte zur Tierfütterung und für Lebensmittel. | Bruck/Leitha. Wer Soja hört, denkt meist an Tierfutter. Der Gusto der Österreicher auf Tofu, Sojamilch oder Seitan hält sich bis dato in Grenzen. "In Österreich werden heuer rund 70.000 Tonnen Soja geerntet, davon geht etwa die Hälfte in die Tierfütterung, die andere wird für die Nahrungsmittelproduktion verwendet", erzählt Mathias Krön, Chef von Mona Naturprodukte.
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Sein Betrieb erzeugt seit 2001 in Oberwart Soja-Produkte wie Milch oder Joghurts. Mona bezieht Soja vor allem aus dem Burgenland, aber auch aus Oberösterreich.
Kein Dünger nötig
Krön ist mit seinem Unternehmen eines von 15 Mitgliedern des Vereins Soja, der den nachhaltigen, gentechnikfreien Anbau der Fisolen-ähnlichen Hülsenfrucht in Österreich forcieren will. Das Eiweiß sei für Menschen nicht nur bekömmlich und gesund, Soja schone auch die Umwelt, betont der Verein. Sojapflanzen binden nämlich atmosphärischen Stickstoff und brauchen daher keinen konventionellen Stickstoff-Dünger, der für gewöhnlich aus Erdöl gewonnen wird.
Zudem kämen heimische Sojabauern ohne Unkrautvernichter aus: Der Anbau sei problemlos unkrautfrei zu halten, sagt Herbert Stava, Vereinsobmann und Geschäftsführer der Firma Landgarten. In den USA würden im großen Stil genmanipulierte Sorten angebaut, die auf das Spritzen von Herbiziden abgestimmt sind. "Diese Problematik wurde von Chemiekonzernen erfunden", meint Stava.
Höhere Steuer als Milch
Zudem seien Soja-Lebensmittel Klima-effizient: Die Herstellung von fünf Litern Sojamilch erzeuge den gleichen ökologischen Fußabdruck wie die Produktion von nur einem Liter Kuhmilch. Mit pflanzlicher statt tierischer Ernährung könne man daher die Umwelt schonen, so Krön.
Noch sind die Österreicher aber deklarierte Fleischliebhaber: Laut Statistik Austria isst jeder Einzelne rund 67 Kilogramm Fleisch pro Jahr. "Dafür müssen Unmengen von Futtermitteln importiert werden, meist aus Brasilien, wo dafür Regenwald gerodet wird", so Stava. "Man könnte sagen, unsere Kühe und Schweine weiden am Amazonas." Trotz des weiten Transportes sei es aber immer noch günstiger, Soja aus Brasilien einzuschiffen als hierzulande anzubauen: In Österreich kostet die Produktion von einem Kilogramm Sojabohnen 40 bis 50 Cent, der Importpreis beträgt jedoch nur 20 Cent.
Und noch etwas stößt den Soja-Verfechtern sauer auf: Während Sojamilch (definiert als Soja-Lebensmittel) mit 20 Prozent Mehrwertsteuer belegt wird, werden bei Kuhmilch nur 10 Prozent verrechnet.
Derzeit werden in Österreich etwa 30 verschiedene Soja-Sorten angebaut, 10 im Biolandbau, 20 auf konventionelle Weise. Die Flächen sind überschaubar: Soja wächst auf 25.000 Hektar, das sind nur zwei Prozent der gesamten Ackerfläche. Dabei fällt die Bohne auf einen guten Boden: "Die Sojaerträge sind in Österreich höher als in Brasilien und genau so hoch wie in Nordamerika", sagt Stava.
Wissen
Die Sojabohne wurde vor 5000 Jahren in China kultiviert. In unseren Breiten sorgte der Forscher Friedrich Haberlandt für ihre Bekanntheit, er entdeckte die Bohne bei der Weltausstellung 1873 in Wien. Soja gehört zu den Hülsenfrüchten und zeichnet sich durch einen hohen Eiweißgehalt (39 Prozent) aus.