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· Japan will der Türkei nach dem verheerenden Erdbeben, dem bis zu 40.000 Tote zum Opfer gefallen sein könnten, tatkräftig zur Seite stehen. Dies erklärte der japanische | Außenminister Masahiko Komura bei einem Treffen mit Außenminister Wolfgang Schüssel am vergangenen Freitag in Wien.
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Komura hatte sich vor seiner Kursvisite in der Bundeshauptstadt im Iran und in der Türkei aufgehalten. Bei seinem Treffen mit Schüssel waren neben dem Erdbeben in der Westtürkei u.a. auch
die Reform der Vereinten Nationen und die Raketentests in Nordkorea zur Sprache gekommen. Laut einem Sprecher des japanischen Außenministeriums hat Japan der Türkei bereits 1 Mill. US-Dollar
Soforthilfe zur Verfügung gestellt.
Noch in dieser Woche soll ein Expertenteam aus Tokio in das Krisengebiet reisen, um bei der Klärung der Frage mitzuhelfen, welche Gebäude wegen der Schäden abzureissen seien. Die Türkei habe zudem um
Langzeit-Hilfe und technisches Know-How für den Wiederaufbau gebeten. Dies würde nun von Tokio "in positiver Weise geprüft". Japan, das ebenso wie Österreich bereits zu Wochenbeginn Helfer und
medizinisches Personal nach Izmit entsandt hatte, ist aufgrund seiner eigenen Erdbeben-Erfahrungen · das letzte große erlebte die Stadt Kobe im Jahr 1995 · zu einem Pionier für
erdbebensicheres Bauen avanciert.
Komura und Schüssel hoben bei ihrem Treffen die Notwendigkeit einer Reform der Vereinten Nationen hervor. Österreich unterstütze in diesem Zusammenhang auch die Forderung Japans nach einem ständigen
Sitz im Weltsicherheitsrat, erklärte Yasuhisa Kawamura, Sprecher des japanischen Außenamtes, nach dem Treffen. Tokio sei verärgert, daß es zwar 20 Prozent des gesamten UNO-Budgets bestreite, im
höchsten Gremium aber keine Stimme habe. Um das internationale Krisenmanagement effizienter zu machen, regt Japan auch eine Änderung des Veto-Systems an. Dass dies notwendig sei, habe zuletzt der
Kosovo-Konflikt vor Augen geführt.
Mehr Geld und Personal wünschten sich beide Länder für das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen (UNHCR), an dessen Spitze die Japanerin Sadako Ogata steht. Das UNHCR wird vor allem aus
freiwilligen Beiträgen der Länder gespeist.
Japan warb in Wien um Zustimmung für den Kandidaten für das Amt des UNESCO-Generalsekretärs, Koichiro Matsuura. Die Ablöse des bisherigen Leiters der UNO-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und
Kultur, Frederico Mayor (Spanien), findet im November in Paris statt. Komura nahm gegenüber Schüssel auch zu umstrittenen Raketentests in Nordkorea Stellung. Sollte Pjöngjang neuerlich Tests
durchführen, werde dies Auswirkungen auf japanische Finanzhilfe und Exporte haben, sagte der japanische Außenminister nach Angaben seines Sprechers. Im Vorjahr war eine Testrakete in japanische
Hoheitsgewässer eingeschlagen. Anschließend hatte die Führung in Nordkorea den Abschuß der Rakete bestritten. Seit Frühjahr wird spekuliert, daß Pjöngjang eine neue Testserie plant.