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Toleranz endet bei Antisemitismus

Von Edwin Baumgartner

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Meinungsfreiheit wird in den USA und übrigens auch in Großbritannien selbst dann noch hochgehalten, wenn einer meint, dass Adolf Hitler ein guter Mann war. Das berührt in Mitteleuropa seltsam, ist aber als nationale Eigenheit zu akzeptieren. Die Frage freilich, ob man wirklich bei allem dabei sein muss, selbst dann, wenn es antisemitische Propaganda ist, stellt sich indessen dennoch.

Da ist zum Beispiel die 24. Internationale Buchmesse von Abu Dhabi. Mit einiger Verwunderung meldet "The Times of Israel" zweierlei über diese Veranstaltung: nämlich erstens die Ausstellung der übelsten antisemitischen Hetzschriften wie "Die Protokolle der Weisen von Zion", Henry Fords "Der internationale Jude" und, quasi als Krönung, Adolf Hitlers "Mein Kampf"; zweitens die Beteiligung des US-State Department an der Schandmesse als "Cultural Partner".

Nun können die USA notfalls argumentieren, sie seien Verbündeter der Vereinigten Arabischen Emirate. Aber wie argumentiert der Möbelschwede Ikea seine Teilnahme? Damit, dass Schweden "Ehrengast" ist? Muss man wirklich jede Ehrengastrolle annehmen und überall dabei sein, wo es einem vorgeschlagen wird?

Ich meine, es sollte zur internationalen Norm werden: Wer antisemitische Kunst und Literatur unkritisch oder gar befürwortend präsentiert, wird geächtet. Als Partner hat man übrigens auch die Möglichkeit, den Veranstaltern mahnend auf die Finger zu klopfen und sich im Fall fehlender Einsicht von der Veranstaltung zu distanzieren. Denn bei Antisemitismus hat selbst die größte Toleranz zu enden.