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Tom Ridge übernimmt das neue USA-Heimatschutzministerium

Von Daniel Jahn

Politik

Washington - Tom Ridge übernimmt einen der schwierigsten Jobs in der US-Regierung. Als Chef des neuen Ministeriums für Innere Sicherheit soll er verhindern, dass sein Land erneut von einem Anschlag wie am 11. September getroffen wird. Zugleich hat er eine bürokratische Herkules-Aufgabe zu bewältigen: In dem neuen Mammut-Ministerium sollen 170.000 Mitarbeiter aus 22 Behörden zusammengeführt werden.


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Ridge hat damit die größte Strukturreform innerhalb der US-Bundesregierung seit der Gründung des Verteidigungsministeriums 1947 zu managen. Sein Ministerium wird das zweitgrößte nach dem Pentagon sein. Der Aufbau des "Department for Homeland Security" wird nach Einschätzung einiger Experten voraussichtlich mehrere Jahre dauern. Integriert werden sollen in das Ministerium so unterschiedliche Behörden wie die Küstenwache, die Einwanderungsbehörde oder der für den Schutz des Präsidenten zuständige Secret Service. Nicht alle Beamten werden mit Begeisterung in das neue Ministerium wechseln, zumal ihre Rechte im Zuge der Umstrukturierung stark eingeschränkt werden: Der Minister hat große Freiheiten, sie zu feuern oder innerhalb des Ministeriums zu versetzen. Außerdem wird es für den neuen Minister wichtig sein, sich gegenüber der Bundespolizei FBI und dem Auslandsgeheimdienst CIA zu behaupten. Diese beiden Behörden bleiben von dem neuen Ministerium unabhängig, obwohl sie wegen ihrer Versäumnisse vor dem 11. September stark in die Kritik geraten waren. Für Ridge wird es darauf ankommen, von FBI und CIA alle relevanten Informationen über mutmaßliche terroristische Aktivitäten zu erhalten. Die beiden Behörden, die sich schon untereinander oft nicht gerade grün sind, könnten in dem Mega-Ministerium allerdings einen unliebsamen Konkurrenten sehen.

Bereits neun Tage nach den Anschlägen des 11. September war Ridge von Präsident George W. Bush zum Leiter eines neuen Büros für Heimatschutz berufen worden, das im Weißen Haus angesiedelt wurde. Ridges jetziger Aufstieg zum Super-Minister ist der vorläufige Höhepunkt einer Karriere, die seit 20 Jahren steil nach oben verläuft. 1945 in Pittsburgh in Pennsylvania als Sohn einer irisch-katholischen Arbeiterfamilie geboren, studierte er mit Hilfe eines Stipendiums an der renommierten Harvard University Jura. Während des Vietnam-Kriegs wurde er einberufen und unterbrach dafür sein Studium. 1982 kam er als erster Vietnamveteran in das US-Repräsentantenhaus.

Im demokratisch geprägten Pennsylvania wurde der Republikaner Ridge 1994 zum Gouverneur gewählt. 1998 gelang ihm die Wiederwahl mit 57 Prozent der Stimmen. Ridge gilt als leidenschaftlicher Verfechter der Todesstrafe. Bürgerrechtler warfen ihm wiederholt Polizeistaatsmethoden vor. Fast hätte ihn Bush zu seinem Vizepräsidenten gemacht. Doch dafür vertrat Ridge wiederum zu gemäßigte Positionen, vor allem in der Abtreibungsfrage.