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Tomba und die Gegner seiner Zeit

Von Christian Mayr

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Früher war alles besser, jedenfalls aber ganz anders. Wie oft haben wir diesen Satz aus dem Mund von Sport-Legenden nicht schon gehört? Ob Fußball-Stars a. D., die gleichzeitig die heutige Kommerzialisierung und die schlechten Verdienstmöglichkeiten zu ihrer Zeit im Vergleich zu jetzt beklagen. Oder einstige Ski-Stars, die sich mitunter nostalgisch an die unpräparierten und ungesicherten Pisten erinnern sowie - gleichsam als Angst-Ausgleich - an die fidelen Abende auf den Hütten mit reichlich Rauch und Alkohol. Alberto Tomba soll so einer gewesen sein, der lukullischen Genüssen nicht abgeneigt war, wenn einmal Ski und Stöcke abgegeben waren. Das verriet schon seine für Techniker eher unübliche Statur von annähernd 90 Kilo, die er durch den Stangenwald wuchtete - "La Bomba" eben. Genie und Wahnsinn in einer Person, wie man sich heute noch in seinem Lieblingsort Madonna di Campiglio - genannt "Tomba-City" - erzählt. Und ebendort meinte der 51-jährige Italiener nun, dass er damals ganz "andere Gegner" gehabt habe als nunmehr Marcel Hirscher, weshalb er diesem auch zutraue, die Weltcup-Rekordmarke von 86 Siegen von Ingemar Stenmark anzugreifen (Tomba schaffte 50 Einzelsiege, Hirscher hält bei 49). Dass Tomba viel stärkere Gegner gehabt hätte, ist freilich eine Mär - natürlich waren Rudi Nierlich, Michael von Grünigen, Marc Girardelli, Pirmin Zurbriggen und Kjetil André Aamodt allesamt große Skifahrer, aber die heutige Hirscher-Konkurrenz ist gewiss nicht minder stark. Schon allein der Slalom ist im Vergleich zu früher eine Viel-Nationen-Veranstaltung geworden. Aber lassen wir solche Zeiten-Vergleiche lieber, sonst kommt noch jemand auf die Idee, Tombas Siegeslauf anno 1987 in Madonna zu bewerten. Eine durch den Stangenwald pflügende Schnecke böte sich an.