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Top-Konzerne: Luft an der Spitze wird dünner

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Studie: Als wertvollste Firma gilt der chinesische Ölkonzern Petrochina. | Fünf Neueinsteiger in den Top 10 der teuersten Konzerne. | Kein heimisches Unternehmen in den Top 500 vertreten. | Wien. Massive Verschiebungen gibt es in der Rangliste der teuersten Unternehmen weltweit: Der chinesische Öl- und Gaskonzern Petrochina ist mit 353 Milliarden Dollar (246 Milliarden Euro) das nach Börsekapitalisierung wertvollste Unternehmen der Welt. Das hat das Beratungsunternehmen Ernst & Young mit Stichtag 31. Dezember 2009 erhoben. Petrochina wechselt sich seit der Erhebung im Jahr 2007 mit dem US-Ölkonzern Exxon an der Spitze ab, der diesmal mit 324 Milliarden Dollar Marktwert nur auf Platz zwei landet. Dahinter folgen - mit einigem Abstand - der US-Softwarekonzern Microsoft sowie die chinesische Industrial and Commercial Bank.


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Fünf Unternehmen mit einem Marktwert von jeweils rund 200 Milliarden Dollar sind neu in die Top 10 der teuersten Unternehmen eingestiegen - sie belegen die Plätze sechs bis zehn. "Die Finanzkrise hat die Rangliste massiv durcheinander gewürfelt. Die Luft oben wird dünner, das macht Platz für Neueinsteiger", sagt Transaktionsexperte Gerhard Schwartz, Partner bei Ernst & Young in Österreich. So haben etwa der brasilianische Ölkonzern Petrobras sowie der Internet-Riese Google ihren Börsenwert seit Ende 2008 mehr als verdoppelt und sind damit von Rang 37 bzw. 35 auf Platz neun bzw. zehn aufgestiegen.

Gesamtwert kommt nicht an 2007 heran

Der Gesamtwert der Unternehmen ist seit der letzten Erhebung leicht gestiegen. "Der Aufwärtstrend ist von Branche zu Branche unterschiedlich stark", sagt Schwartz. Aktuell sind die zehn teuersten Unternehmen der Welt insgesamt 2,4 Billionen Dollar wert, um ein Drittel mehr als Ende 2008 mit 1,8 Billionen Dollar. Auch der Wert der 100 wertvollsten Unternehmen der Welt stieg im Verlauf des Jahres von 9,3 auf 11,9 Billionen Dollar.

"Der Wert von Ende 2007 - vor Ausbruch der Finanzkrise - liegt aber noch in weiter Ferne", so Schwartz. Damals waren die Top 100 Unternehmen noch 16 Billionen Dollar wert.

Finanzbranche nunwieder stärkste Branche

Der Finanzsektor habe sich laut Schwartz nach einer erheblichen Schwächung an den Börsen inzwischen am intensivsten erholt und stellt diesmal wieder die stärkste Branche in den Top 100.

Während Ende 2008 nur 16 Unternehmen aus der Finanzbranche in den Top 100 zu finden waren, sind es mittlerweile wieder 24. Die Zahl der Banken unter diesen Firmen ist von 12 auf 21 gestiegen. Der Wert der gezählten Finanz-Unternehmen legte dagegen um 92 Prozent zu. 2008 zählten die Firmen aus der Branche in den Top 100 noch 1,4 Billionen US-Dollar, derzeit liegt ihr Wert bei 2,7 Billionen US-Dollar.

"Einige Banken konnten jüngst überraschend gute Zahlen vorlegen. Die meisten Marktbeobachter gehen inzwischen davon aus, dass die Finanzbranche das Schlimmste überstanden hat und dass einige Institute sogar gestärkt aus der Krise hervorgehen", so Schwartz.

Bergauf geht es nach der Wirtschaftskrise auch mit der Energie- und Rohstoffbranche, der am dritthäufigst vertretenen Branche im Ranking. Die Zahl der Energiemultis unter den Top 100 stieg von 16 auf 18, die Zahl der Rohstoffunternehmen von drei auf sechs. "Das Wiedererstarken der Weltwirtschaft führt zu steigenden Energiepreisen. Damit gewinnen gerade Öl- und Gasunternehmen deutlich an Attraktivität", erklärt Schwartz. Deutlich länger braucht die Erholung in den Branchen Maschinenbau und Industriegüter.

Hersteller nicht-zyklischer Produkte wie Kosmetik-, Pharma- und Lebensmittelproduzenten haben gegenüber 2008 an Bedeutung verloren und stellen 19 Konzerne in den Top 100.

Asien und Südamerika zählen zu Gewinnern

Nach Ländern betrachtet dominieren die USA mit vier und China mit drei Unternehmen die Top 10. Insgesamt verlieren aber Europa und die Vereinigten Staaten an Bedeutung, während vor allem Unternehmen aus Brasilien, Russland, Indien und China ihren Wert an den Weltbörsen steigern: In den Top 100 finden sich 18 Unternehmen mit Sitz in den Schwellenländern, im Vorjahr lag die Zahl nur bei elf. "Die Investoren sind sich offenbar einig, dass das nächste Jahrzehnt den Schwellenländern gehören wird. Während die Industriestaaten noch lange unter den Folgen der Finanzkrise leiden werden, wächst die Bedeutung der neuen Märkte rasant", sagt Schwartz.

Vor allem chinesische Unternehmen spielen eine wichtige Rolle an den Weltbörsen: So ist die Zahl der chinesischen Unternehmen unter den 100 wertvollsten Konzernen in den vergangenen zwölf Monaten von acht auf elf gestiegen, unter den 300 teuersten Unternehmen finden sich nun 25 statt 19 Konzerne aus dem Reich der Mitte. "Der Anteil der Schwellenländer steigt seit einigen Jahren. Dieser Trend wird sich auch weiter fortsetzen", so Schwartz.

Europa ist hingegen nur noch mit 34 Unternehmen im Ranking der 100 teuersten Unternehmen vertreten - vor einem Jahr waren es noch 38. Der Anteil Nordamerikas sank im gleichen Zeitraum von 43 auf 39.

Österreichisches Unternehmen findet sich diesmal keines unter den Top 500. Die drei teuersten heimischen Konzerne sind die Erste Group Bank, der Mineralölkonzern OMV sowie der Stromerzeuger Verbund. Ab der Zahl 500 vergibt Ernst & Young keine Plätze mehr.