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WHO stoppt Einsatz von Chloroquin. Remdesivir befindet sich hingegen weiter hoch im Kurs.
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In der Vergangenheit wurde es immer wieder als Wundermittel gepriesen. US-Präsident Donald Trump hatte sich damit gerühmt, das Malaria-Medikament Chloroquin sogar prophylaktisch einzunehmen. Doch nachdem eine jüngste Studie zu dem Schluss gekommen war, dass sich das Präparat nicht zur Behandlung von Covid-19 eignet und betont worden war, dass es, im Gegenteil, sogar die Todesrate erhöhe und zu mehr Herzrhythmusstörungen führe, hat die Weltgesundheitsorganisation nun einen wesentlichen Schritt gesetzt: Klinische Tests mit Hydroxychloroquin wurden aufgrund von Sicherheitsbedenken nun zumindest "vorübergehend" ausgesetzt. Das gegen Ebola-Fieber eingesetzte Remdesivir gilt bei einer Infektion mit Sars-CoV-2 nach wie vor als sicherer Wirkstoffkandidat. In Europa steht es mittlerweile kurz vor der Zulassung. In der Testpipeline befinden sich aber noch andere Hoffnungsträger.
Schwere Nebenwirkungen
Hydroxychloroquin und der verwandte Wirkstoff Chloroquin werden seit langem als Mittel gegen Malaria-Infektionen eingesetzt. Als Anfang Jänner die Covid-19-Epidemie in Wuhan eskalierte, griffen Ärzte in der Hoffnung, irgendetwas Wirkungsvolles bieten zu können, zu nahezu allen bekannten antiviralen Medikamenten. Sie verabreichten HIV-Präparate, Substanzen gegen Hepatitis-Viren und auch Chloroquin. Mitte Februar hatte es in einer Studie geheißen, das Mittel helfe gegen Covid-19.
Unterdessen haben sich die Untersuchungen gemehrt. Mit einem Datensatz von rund 96.000 Patienten aus hunderten Krankenhäusern weltweit ist ein Forschungsteam der Harvard Medical School in Boston und des Universitätsspitals Zürich zuletzt allerdings zu der Erkenntnis gelangt, dass das Mittel keinen Nutzen zeigt. Vielmehr wiesen die erhobenen Daten auf ein erhöhtes Sterberisiko hin, berichteten die Wissenschafter in "The Lancet". Demnach könne es potenziell schwere Nebenwirkungen verursachen, vor allem Herzrhythmusstörungen, aber auch Übelkeit, Erbrechen, Hautausschläge sowie neurologische Störungen.
Kurz vor der Zulassung
Bei Remdesivir belege hingegen eine Studie, dass die Genesungszeit im Vergleich zu Placebo-Patienten um vier Tage oder 31 Prozent sinke, hatte das US-National Institute of Health mitgeteilt. Die besten Ergebnisse scheint es bei Patienten zu erzielen, die bereits Sauerstoff benötigen, aber noch nicht invasiv beatmet werden müssen. Die Substanz wird gespritzt, dringt in Viren ein und verhindert damit ihre Vermehrung. Remdesivir habe sich schon im Einsatz gegen das Ebola-Fieber als sicher erwiesen. Bei schwerer Erkrankten war jedoch kein Trend zu einem Rückgang der Sterblichkeit oder einer schnelleren Erholung erkennbar, heißt es in einer Studie des US-National Institutes of Allergy and Infectious Diseases, die im "New England Journal of Medicine" publiziert wurde. Die Europäische Arzneimittelbehörde wiederum hat ihre Empfehlungen für den begrenzten Einsatz des Wirkstoffs zur Behandlung schwerer Covid-19-Fälle ausgeweitet.
Unterdessen hat in Deutschland das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte den Wirkstoff ABX464 zur klinischen Prüfung zugelassen. Er wird vom französischen Biotechunternehmen Abivax SA erprobt. Dabei geht es um eine Studie zur frühzeitigen Behandlung von mehr als 1000 älteren Covid-19-Patienten oder Hochrisikopatienten, heißt es. Die Untersuchung soll ergründen, ob ABX464 die Vervielfältigung des Virus bei diesen Patienten unterbinden kann. Vor allem gehe es darum zu schauen, ob der Wirkstoff die oft beobachtete Überreaktion des Immunsystems verhindern kann, die zu gefährlicher Atemnot führt.
Avigan in Japan gestoppt
In Japan wiederum hätte bis Ende dieses Monats eine Zulassung des Grippemedikaments Avigan im Einsatz gegen Covid-19 erfolgen sollen. Von diesem Vorhaben rückte die Regierung einem Medienbericht zufolge nun ab. Eine Zwischenstudie hätte keine eindeutigen Beweise für die Wirksamkeit gegen die Lungenerkrankung gezeigt. Sein Einsatz ist zudem umstritten, da es in Tierstudien nachweislich Geburtsfehler verursacht hat. Bisher war es nur als Notfallmedikament zum Einsatz gekommen.