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Der Film "Die Helden von Bern" beschäftigte sich am Montagabend einmal mehr mit dem deutschen Sieg bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1954. Die Dokumentation war im SWR zu sehen - und vor allem zu hören. Denn so interessant die Rückblicke der Spieler, Platzwarte, Journalisten und Fußballfans auch waren - am nachdrücklichsten prägte sich die Stimme des Reporters Herbert Zimmermann ein, der seinerzeit für das Radio über das Endspiel Ungarn - Deutschland berichtete.
Auch nach 50 Jahren war noch zu spüren, dass Zimmermann ein Meister seines Fachs gewesen ist: "Toni, du bist ein Fußballgott!" rief er pathetisch, er skandierte rhythmisch "Liebrich, Liebrich, immer wieder Liebrich" und brach dann beim entscheidenden Führungstreffer in Jubel aus: "Tor! Tor! Tor! Tor!"
Der Sportjournalist Rudi Michel meinte im Rückblick zu Recht, dass Zimmermanns Reportage damals wesentlich zu jener unglaublichen Euphorie beigetragen habe, die der Weltmeistertitel im Nachkriegs-Deutschland hervorrief.
Michel verschwieg allerdings, welcher Schule diese mitreißende Gefühlsregie entstammte. Dabei ist es ja nicht zu überhören, dass sich Zimmermann - bewusst oder unbewusst - in vielen Nuancen seines Redestils an Joseph Goebbels orientierte. Und man kann leider nicht ganz ausschließen, dass seine Reportage auch deshalb den Deutschen des Jahres 1954 so gut gefallen hat.