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Totalverkauf der FACC steht bevor

Von Karl Leban

Wirtschaft

Androsch: Haben einen Syndikatsbeschluss. | Shortlist aus mehreren Bewerbern bereits erstellt. | Alpbach. Beim oberösterreichischen Flugzeugzulieferer FACC ziehen mittlerweile alle Aktionäre an einem Strang - und in dieselbe Richtung: Der Totalverkauf des Unternehmens, das rote Zahlen schreibt und dringend frisches Geld braucht, ist fix. "Dazu gibt es einen Syndikatsbeschluss", sagte FACC-Miteigentümer Hannes Androsch der "Wiener Zeitung" am Mittwochabend am Rande des Alpbacher Finanzsymposiums.


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Der Verkauf sämtlicher Anteile soll rasch durchgezogen werden. Eine Vorauswahl erster, unverbindlicher Kaufangebote (Shortlist) ist bereits getroffen. Androsch spricht von "mehreren Bewerbern", die alle aus dem Ausland kommen (dem Vernehmen nach aus Asien und den USA). Verbindliche Offerte könnte es noch im Oktober geben. Androsch geht davon aus, dass der neue Eigentümer, ein Stratege aus der Branche, spätestens bis Weihnachten feststehen wird.

Der Industrielle hält zusammen mit seinem Geschäftspartner, Raiffeisen Oberösterreich-Generaldirektor Ludwig Scharinger, über die Salinen Austria 47,5 Prozent an der FACC (Fischer Advanced Composite Components). Diese Anteile sind mit denen des Skiherstellers Fischer, der ebenfalls mit 47,5 Prozent beteiligt ist, syndiziert. Die restlichen fünf Prozent gehören FACC-Chef Walter Stephan.

Kein Aktionärsstreit

Anders als Androsch waren Scharinger und Fischer Ski ursprünglich nur zu einem Rückzug auf eine Minderheitsbeteiligung bereit, nicht aber zu einem Gesamtverkauf. Jetzt wird in dem bereits voll laufenden Verkaufsprozess, den die Deutsche Bank managt, doch die Linie Androschs gefahren. Von einem Aktionärsstreit, der in heimischen Medien kolportiert worden war, kann keine Rede mehr sein. In einem früheren Gespräch mit der "Wiener Zeitung" hatte Androsch betont, es mache wenig Sinn, eine Minderheit zu behalten, weil man nichts beizutragen hätte, um FACC im globalen Spiel strategisch entsprechend aufzustellen. Das Unternehmen - es erzielt heuer rund 250 Mio. Euro Umsatz - ist als Zulieferer zu klein. In Zukunft muss es aber mit seinen großen Auftraggebern, den Flugzeugherstellern Boeing und Airbus, mitwachsen, um nicht auf der Strecke zu bleiben. Während deutlich mehr Aufträge als bisher zu erwarten sind, stoßen die Kapazitäten am Standort Ried/Innkreis an ihre Grenzen. Teure Neuinvestitionen - vor allem in ein Werk im Dollar-Raum (wegen der Schwäche der US-Währung zum Euro) - sind notwendig. Außerdem kann FACC die Kosten für Neuentwicklungen nicht mehr aus eigener Kraft tragen. Dabei soll es in den nächsten Jahren um Aufträge von mindestens 200 Mio. Euro gehen, die nicht vorfinanziert werden können.

Beim Start des FACC-Verkaufs hatten laut Androsch sämtliche Interessenten signalisiert, für 100 Prozent bieten zu wollen. Entschieden wird das Rennen um die Innviertler Industrieperle voraussichtlich zwischen drei bis vier Kandidaten, die vom Umsatz her ungefähr zehn Mal so groß sind wie FACC.