Ausschreitungen nach Provokation eines italienischen Ministers | Nigeria: Christen ermordet | Mindestens elf Menschen sind bei Protesten vor dem italienischen Konsulat im lybischen Benghasi getötet worden. Nach Angaben des Staatsfernsehens schoss die Polizei mit scharfer Munition auf Demonstranten, die nach dem Freitagsgebet versucht hatten, das Konsulat zu stürmen.
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Die Polizei soll das Feuer auf die Menge eröffnet haben, als die Demonstranten die Absperrungen vor der italienischen Vertretung durchbrachen. Sie zerschlugen die Fensterscheiben und warfen Brandsätze in das Gebäude. Die Ausschreitungen richteten sich vor allem gegen den italienischen Reformenminister Roberto Calderoli. Zuletzte trat das Mitglied der Lega Nord im Fernsehen mit einem T-Shirt mit den Mohammed-Karikaturen auf. Ministerpräsident Berlusconi forderte Calderoli umgehend zum Rücktritt auf.
Der italienische Konsul Giovanni Pirrello, seine Frau und die engsten Mitarbeiter wurden in Sicherheit gebracht, auch andere Italiener sind nicht zu Schaden gekommen. "Es war ein furchtbarer Nachmittag, wir hatten Angst um unser Leben, diese Schüsse und dann die Leute, die versuchten, sich Einlass zu verschaffen", sagte die Ehefrau des Diplomaten.
Mittlerweile dürfte der Minister auch bereit sein, sein Amt niederzulegen. "Sollte es nötig sein, dass ich zurücktrete, dass ich mich entschuldige, ja mich sogar demütige, um einen Dialog zwischen der westlichen und der moslemischen Welt zu erreichen und den Einsatz von Waffen, Bomben und Terrorismus zu beenden, dann werde ich zurücktreten", sagte Calderoli in der Nacht auf Samstag der italienischen Nachrichtenagentur ANSA.
Nigeria: Mob tötet Christen
In der nigerianischen Stadt Maiduguri artete ein Protestmarsch gegen die Mohammed-Karikaturen am Samstag in blindwütige Gewalt gegen christliche Kirchen und Geschäfte aus. Kundgebungsteilnehmer schwärmten mit Macheten, Stöcken und Eisenstangen im Stadtzentrum aus. Eine Gruppe steckte einen Mann in einen Autoreifen, übergoss ihn mit Benzin und zündete ihn an. Augenzeugen erklärten, die meisten der 15 Todesopfer seien Christen, darunter auch drei Kinder und ein katholischer Priester.