Eine neue Broschüre weist Ökotouristen den Weg.
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Wien. Der Tourismus zählt weltweit zu den am schnellsten wachsenden Wirtschaftszweigen. Rund eine Milliarde grenzüberschreitender Reisen werden jährlich unternommen - das sind rund zweieinhalb Millionen Auslandsreisen pro Tag. Und diese boomende Reisetätigkeit hat gravierende Folgen: Flugreisen beschleunigen den Klimawandel, anspruchsvolle Gäste verschärfen zum Beispiel durch ihren Wasserverbrauch den Druck auf Ökosysteme, und nicht selten werden im Urlaubsland Arbeitnehmer zu prekären Bedingungen beschäftigt.
Immer mehr Reisende legen daher bei der Auswahl ihrer Urlaubsdestination Wert auf "faire" Kriterien. Dazu gehören Maßnahmen zum Schutz der Umwelt, aber auch faire Arbeitsbedingungen in der Tourismusbranche oder der Erhalt des kulturellen Erbes. Orientierungshilfe sollen die mittlerweile mehr als hundert Tourismus-Gütesiegel und Labels leisten.
Grüne Blätter,
leuchtende Sonnen
Ob grüne Blätter, leuchtende Sonnen oder blauen Fahnen: Viele Labels weisen vor allem auf die Einhaltung bestimmter ökologischer oder sozialer Kriterien hin. "Die Mehrheit der derzeitigen Nachhaltigkeitslabels im Tourismus steht für besondere Umweltleistungen, beispielsweise für Energie- oder Wassereinsparung im Hotel. Manche stehen darüber hinaus auch für sozialen, kulturellen oder wirtschaftlichen Nutzen, zum Beispiel für faire Löhne oder die Einhaltung von Menschenrechten", erklärt Herbert Hamele, Vorsitzender von Ecotrans, dem Netzwerk für Nachhaltige Entwicklung in Europa.
Das erste staatliche Ökolabel im Tourismus weltweit war übrigens das Österreichische Umweltzeichen, das bereits 1996 eingeführt wurde. Doch wofür stehen die anderen Gütesiegel? Und welche Anforderungen und Kontrollen sind mit den einzelnen Labels verbunden?
Tatsache ist: Während sich die einen Anbieter strengen externen Kontrollen unterziehen müssen, um ein Label zu erhalten, sind andere "Güte"-Zeichen nichts als bloße Absichtserklärungen. Um hier Licht in den Label-Wildwuchs zu bringen, haben Tourismusexperten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nun einen ersten "Wegweiser durch den Label-Dschungel" recherchiert.
An der Arbeit für die Broschüre waren die Organisationen Arbeitskreis Tourismus & Entwicklung (akte), Ecotrans, Evangelischer Entwicklungsdienst, Tourism Watch und Naturfreunde International (NFI) beteiligt.
"Wir haben für die Broschüre zwanzig touristische Gütesiegel genauer unter die Lupe genommen", sagt Heinz Fuchs von Tourism Watch in Bonn. Vorgestellt werden die führenden internationalen Gütesiegel für Beherbergungsbetriebe, Reiseangebote und Reiseveranstalter, der Schwerpunkt liegt auf dem deutschsprachigen Raum.
Bessere Auswahl für Verbraucher
"Mit dem Führer wird eine wichtige Lücke geschlossen, denn der Erfolg von Labels hängt ja letztlich von der Nachfrage ab: Je mehr Kundinnen und Kunden sich an solchen Labels orientieren, desto mehr Tourismusbetriebe und Reiseunternehmen machen mit", weiß Hamele.
Das Ergebnis sei eine klare Win-Win-Situation: "Die Labels können sich durch stärkere Nachfrage besser finanzieren, die Veranstalter und Verbraucher haben eine bessere Auswahl, die Betriebe werden für ihr Engagement belohnt und der Tourismus leistet seinen Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung."