Zum Hauptinhalt springen

Tourismusgewerkschaft schlägt Alarm

Von Bernhard Holzer

Wirtschaft

Um 8,5 Prozent mehr Arbeitslose als im Vorjahr. | Schlechte Arbeitsbedingungen. | Wien. Die österreichische Tourismusgewerkschaft schlägt angesichts der steigenden Arbeitslosenzahlen Alarm. Im September 2005 gab es im Tourismus mit 34.045 Personen gleich um 8,5 Prozent mehr Arbeitslose als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Schuld ist für den Gewerkschaftsvorsitzenden Rudolf Kaske die mangelnde Handlungsbereitschaft der Politik. "Die Bundesregierung ist trotz der schwierigen Lage nur zu kosmetischen Korrekturen bereit", kritisiert der Vorsitzende der Gewerkschaft Hotel, Gastgewerbe, Persönlicher Dienst (HGPD). Gemeint ist damit die von Wirtschaftsminister Martin Bartenstein angekündigte Kürzung der Saisonnierkontingente um 10 Prozent, die aber laut Kaske zu wenig Erleichterung bringen würde.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wenig Einfluss auf die steigende Arbeitslosigkeit hat für den Gewerkschafter der Zustrom von Arbeitskräften aus Deutschland. "Von der Gesamtbeschäftigung im Tourismus sind nur 3,5 bis 4 Prozent Deutsche." Saisonarbeiter aus Deutschland zählen aber ohnehin nicht zum Kontingent der Saisonarbeiter. Als Saisonnieres gelten in Österreich im Moment nur Arbeitskräfte aus den neuen Mitgliedsländern der Europäischen Union sowie jene, die außerhalb der EU beheimatet sind.

Gehälter im Tourismus sind zu niedrig

Den Hauptgrund für die mangelnde Bereitschaft österreichischer Arbeitnehmer, in der Tourismusbranche zu arbeiten, sieht Kaske vor allem in den niedrigen Gehältern. Der Verdienst eines Saisonniers in Österreich liegt mit 1429 Euro brutto (inklusive Sonderzahlungen) monatlich deutlich unter dem österreichischen Durchschnittsgehalt von 2105 Euro. Durch den hohen Anteil von ausländischen Arbeitskräften werde dieser Trend noch verschärft.

Die Beschäftigungszeit im Tourismus liege nur bei rund sieben Monaten (204 Tagen). Mit einem Durchschnittsalter von 33,4 Jahren bleibe der Tourismus eine "Branche der Jungen".

Weniger Sorgen macht sich der HGPD-Gewerkschaftschef um den heimischen Tourismus insgesamt, dem er "hervoragende Chancen" einräumt. Für die bevorstehende Wintersaison ist der Tourismusgewerkschafter optimistisch: Im Gegensatz zur wetterabhängigen Sommersaison sei der Winter in Österreich oft "hausgemacht" und dank der Beschneiungsanlagen "nicht von der Frau Holle abhängig".

Entscheidend für den Erfolg ist für Kaske nicht zuletzt der "sprichwörtlich österreichischem Charme", der aber nur durch ausreichend heimisches Personal gesichert werden könne. Genau hier sieht Petra Stolba von der Wirtschaftskammer (WKO) den Haken. "Es melden sich einfach keine Österreicher, die die Arbeit machen würden. "Für uns geht es daher grundsätzlich nicht um die Höhe der Kontingents, sondern darum, dass zeitgerecht genügend Arbeitskräfte für die Hotellerie und Gastronomie vorhanden sind", sagt Tourismusexpertin Stolba im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Branche braucht genügend Mitarbeiter

Ähnlich sieht das die österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV): "Für die Betreuung der Gäste braucht die Branche genügend Mitarbeiter. Es kann nicht sein, dass unsere Gäste, die Geld ins Land bringen und Arbeitsplätze sichern, nicht betreut werden können", so Manfred Furtner, Landesvorsitzender der ÖHV-Tirol und ÖHV-Vizepräsident.

Auf die Saisonnierfrage angesprochen ortet Furtner die selbe Problematik wie die Wirtschaftskammer: "Wir würden gerne Inländer einstellen, aber mindestens 90 Prozent der inländischen Arbeitslosen lehnen Jobs wie Abwäscher oder Stubenmädchen einfach ab."