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Investitionen in Infrastruktur und neues Logo laut Studie notwendig. | Viele deutsche Tourismuskräfte verlassen Österreich. | Goldegg. Der österreichischen Tourismuswirtschaft drohen Umsatzeinbußen im Ausmaß von insgesamt rund 4,8 Mrd. Euro bis zum Jahr 2015, sollte nicht bald eine Tourismusstrategie erstellt werden. Das geht aus einer Studie des Beratungsunternehmens Roland Berger hervor, die der Österreichische Hoteliersvereinigung (ÖHV) in Auftrag gegeben hat.
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Österreich laufe Gefahr, aus dem Top-10 der touristischen Destinationen herauszufallen, sollte das Wachstum der Nächtigungen nicht jährlich mindestens drei Prozent erreichen. Derzeit liege der Zuwachs bei rund 2,2 Prozent, erklärten die ÖHV-Präsidenten Sepp Schellhorn und Peter Peer am Freitag in einer Pressekonferenz in Goldegg.
Mit Hilfe eines konzertierten Planes für die gesamte Tourismuswirtschaft wären aber zufrieden stellende Wachstumsraten erreichbar, wie der Vergleich mit anderen Ländern zeigt, erläuterte Studienautor Julian Pötzl. Ein solcher Plan müsste kurzfristige Maßnahmen wie die Erstellung eines landeseinheitlichen Logos wie jenes in der Schweiz ebenso umfassen wie eine Infrastruktur-Initiative und von allen Tourismusverantwortlichen getragen werden. Bis eine solche Tourismusstrategie tatsächlich umgesetzt werden kann, würde es allerdings rund zwei Jahre dauern, schätzt der Experte.
Euro 2008: Elfmeter nicht verschießen
Für die Euro 2008 wird sich dies jedoch kaum mehr ausgehen. Umso wichtiger sei hier ein koordiniertes Vorgehen der verschiedensten Stellen, um die Chance für den Tourismus durch dieses Großereignis nicht verstreichen zu lassen, meinte Schellhorn. "Das wäre, als ob man zum Elfer antritt und den Ball verschießt, obwohl kein Tormann im Tor steht."
Den Betrieben fehlen
die Arbeitskräfte
In Bezug auf den Fußball-Großevent bereitet den Hoteliers auch die Arbeitsmarktsituation Bauchweh. "Anlässlich der EM wird der Arbeitskräftemangel eklatant werden", warnte Peer. Unerlässlich sei daher die Erhöhung des Saisonierkontingentes.
Die Hoteliers drängen aber nicht nur auf mehr Personal für EM, sondern pochen auf eine möglichst rasche gänzliche Öffnung des österreichischen Arbeitsmarktes. "Je länger wir die Grenzen dicht machen, desto unattraktiver werden wir für die Arbeitnehmer", meinte Peer.
Zuletzt gab es rund 40.000 Zuwanderer pro Jahr, davon kamen 23.000 aus dem deutschsprachigen Raum. Davon wiederum nahmen 8000 Arbeit im Tourismus an. Nun gingen viele deutsche Arbeitskräfte aber wieder zurück in ihr Heimatland, sodass hier bei den Arbeitskräften ein großes Vakuum entstehe, so Schellhorn.
Für eine geregelte Zuwanderung spricht sich Arbeitsmarktexperte Peter Huber vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) aus. Denkbar sei eine Differenzierung der Zuwanderungserlaubnis nicht nur nach Ländern, sondern auch Bildungsgruppen, so Huber.