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Österreichs Reisebüros und -veranstalter fürchten um die Buchungszuwächse im heurigen Jahr. Bis vor den Anschlägen in London waren sie von einem Plus für 2005 ausgegangen. Zwar bestimmt noch Gelassenheit das Buchungsverhalten, bei neuerlichen Anschlägen könnte sich das aber schnell ändern.
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"Es wird sicher kein berauschendes Jahr", sagte Annemarie Richard, Präsidentin des österreichischen Reisebüroverbands, am Montag zur APA. Entscheidend sei, dass es vor allem in der Türkei zu keinen weiteren Anschlägen komme. "Wenn jetzt noch in Antalya etwas passiert, ist die Saison kaputt", so Richard. Schon die bisherigen Ereignisse würden sich dämpfend auf die Saison auswirken, noch seien die Umbuchungen aber nicht dramatisch. Im Gegenteil: Es sei "fast verwunderlich, wie gelassen die Leute bisher reagiert haben". Am Samstag nach den Anschlägen habe es sogar Ägypten-Buchungen gegeben.
TUI Österreich - mit 65% Marktanteil größter heimischer Ägypten-Anbieter - hat anlässlich der Anschläge eigens eine Hotline eingerichtet. Am Wochenende gab es dort zahlreiche Anfragen, inzwischen hielte sich die Anzahl der Anrufe in Grenzen, so TUI Österreich-Sprecherin Daniela Schachner. Derzeit sind rund 3.000 Österreicher in Ägypten, 2.500 davon mit TUI (Gulet, Magic Life). Nur 178 davon hatte TUI am Wochenende heimgebracht.
Die großen Reisekonzerne bieten Ägypten-Reisenden bis 6. August Gratis-Umbuchungen an. Ausweichregionen sind vor allem Griechenland, Spanien und Tunesien. Die Kapazitäten dorthin habe man bereits erhöht, so Schachner. Nach Tsunami und Terror müsse man heuer aber von einem schwächeren Jahr ausgehen. TUI Austria war für 2005 von einem Passagier-Plus von 3% und einem Umsatz-Plus von 5% ausgegangen.
Der neben TUI größte Reiseveranstalter in Österreich, Thomas Cook Austria (Neckermann), hat nach den Vorfällen in Ägypten seine Erwartungen für heuer gedämpft. "Mit großen Zuwächsen ist nicht mehr zu rechnen. Der Anstieg der Passagierzahlen wird in kleinem Rahmen bleiben", so Geschäftsführerin Petra Sikorsky. Man rechne mit "einigen Umbuchungen".
Das Österreichische Verkehrsbüro erwartet rund 300 Umbuchungen, erklärte der Sprecher des größten heimischen Reisebüros, Andreas Zenker. Vor allem Griechenland könnte von den Umbuchungen sogar profitieren. Im ersten Halbjahr hatte es laut Verkehrsbüro-Buchungen für Griechenland bereits einen Zuwachs um 16% gegeben.
Bei der AUA fürchtet man keine "nachhaltigen" negativen Einflüsse durch die Ägypten-Anschläge. Allerdings beginne die Hochsaison dort erst richtig im Oktober. Bis dahin sollte sich aber "Normalisierung einstellen, wenngleich auf niedrigem Niveau", so AUA-Vorstand Josef Burger am Montag. Auf den Linienflügen nach Kairo und Alexandria erwartet er kurzfristig zwar leichte Einbußen, aber keine dramatischen Buchungsrückgänge. Vorstandschef Vagn Sörensen glaubt, dass die Terrorfolgen die Billig-Flieger ärger treffen.
Das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo sagt für heuer jedenfalls keine großen Änderungen der Reiseströme mehr voraus - allerdings aus einem rein pragmatischen Grund: "Mitten in der Hochsaison lassen sich ganze Urlaubsströme nicht mehr umbuchen", meinte Tourismusexperte Egon Smeral am Montag.